Die Abruzzen (Abruzzo, Abruzzi) sind eine Region in Italien mit einer Fläche von 10 831,84 km², die von den Nachbarregionen Marken, Latium und Molise umschlossen wird. Dabei ist ein Drittel der Region ein Küstenstreifen entlang der Adria.
Geographie
Gezählt wird die Region zu Süditalien, obwohl sie allerdings geographisch gesehen in der Mitte des Landes liegt. Grund dafür ist ein kultureller und wirtschaftlicher Austausch vorrangig mit den südlichen Regionen bis zum 19. Jahrhundert.
Zwei Drittel werden durch Gebirge dominiert
Zwei Drittel der abruzzischen Landesmasse besteht aus Gebirge bis zu 3.000 Meter Höhe. Hier werden mehrere Aspekte der Geographie vereint – Berge, Hügellandschaften und Küstengebiete. Die Abruzzen sind mit etwa 65 Prozent von bergigem Land bedeckt, Hügelgebiete sind zu 34 Prozent zu finden und Flachland nur zu einem Prozent. Die Küstenlinie von ungefähr 131 km ist eng durch die umliegenden Berge gehalten und weist größtenteils Sandstrand auf. An die Abruzzen grenzt das Adriatische Meer (Adria).
Es finden sich herrliche Naturlandschaften
Durch diese geographischen Faktoren ist die Region landschaftlich ein Anreiz geworden, der sich unter anderem in zahlreiche Naturparks äußert. Naturschutz wird in Abruzzen sehr großgeschrieben. In ganz Italien sind hier mitunter die meisten Naturschutzgebiete und Nationalparks zu finden.
„Das Schicksal der Menschen in der Region, die seit etwa acht Jahrhunderten Abruzzen heißt, wurde hauptsächlich von den Bergen bestimmt. So beschrieb der große abruzzesische Schriftsteller Ignazio Silone sein Land. Mehr als ein Drittel ihres Territoriums steht unter dem Schutz von Naturparks, Oasen und Naturschutzgebieten, prähistorischen Höhlen und Flüssen, die vom Apenninkamm zum Meer fließen. Die Region bietet überraschende Ausflugsmöglichkeiten inmitten grüner Gebiete, in denen Bären und Gämsen leben, eine reiche Flora und die strengsten Felsentäler des Apennins.
Die schönsten Städte in den Abruzzen
Die Abruzzen quillen quasi mit mittelalterlichen, pittoresken und malerisch eingebetteten Städtchen und Dörfern über. Ein Ort ist schöner als der andere.
Sehenswerte Städte mit einer sehr interessanten Geschichte sind unter anderem L´Aquila, Sulmona, Teramo, Chieti, Castelli, Atessa, Atri, Avezzano, Bomba, Casalbordino, Cermignano, Fossacesia, Lanciano, Montedorisio, Ortona, Scanno, Sulmona, Vasto oder Guardiagrele.
Als Gemeinden sind Penne, Salle, Atri oder Pescocostanzo nennenswert. Es gibt aber auch zahlreiche andere Städte und Gemeinden, die zu entdecken sind und in der Regel kaum beachtet werden. Darunter fallen meist kleine Dörfer mit wenigen Einwohnern, die jedoch ihren ursprünglichen Charme behalten haben.
Popoli und seine dreieckige Burg
Über die im Majella-Nationalpark und in der Provinz Pescara gelegene Kleinstadt Popoli thront das Castello Ducale Cantelmo an den Hängen des Monte Morrone, eine Burgruine aus dem 11. Jahrhundert. Die Burg wurde zur Abwehr und zur Bewachung gebaut, um in erster Linie die Schluchten rund um Popoli vor Eindringlingen und Fremden und die Abteikirche San Clemente a Casauria aus dem Jahr 871 zu bewachen. Sie weist einen dreieckigen Grundriss auf. Tidolfo, der Bischof von Valva ließ die Anlage im Zeitraum von 1000–1015 errichten, sie wurde jedoch Ende des 15. Jahrhunderts von den Feudalherren Cantelmos von 1269 bis zum Ende des 17. Jahrhunderts umgebaut. Heute kann die Burganlage besichtigt werden.
Popoli bietet noch weitere Sehenswürdigkeiten in der Umgebung wie die Taverna Ducale aus dem 14. Jahrhundert und die Kirchen San Francesco (15. Jh. ) und SS Trinitá von 1562.
Das Dorf Ofena mit seiner Kirche San Pietro in Criptys
Das nur rund 500-Seelen-Dorf liegt in der Provinz L’Aquila angrenzend zum Nationalpark Gran Sasso e Monti della Laga. Neben den engen mittelalterlichen Gassen mit zahlreichen Treppen schmücken den Ort auch einige sehenswerte Kirchen. Darunter befindet sich die Kirche San Pietro in Criptys aus dem 1196 mit herrlichen farblichen Fresken von 1400.
Das Kirchenschmuckstück, was früher isoliert stand, wird wegen seiner unterirdischen Gänge Kryptis genannt. Heute findet sich die kleine einschiffige Kirche südlich des Dorfzentrums an der Straße, die zum Kapuzinerkloster führt.
Die Kirche San Pietro weist eine Besonderheit auf: Sie ist auf zwei Ebene angeordnet, wobei eine aus unterirdischen Gängen und Räumen besteht und die andere oberhalb das Kirchenschiff mit Apsis beherbergt. Die Vorhalle, die von Silvestro da Ofena geschaffen wurde, besteht aus zwei romanischen Sprossenfenstern aus dem 13. Jahrhundert sowie einem Mosaikfußboden mit geometrischen schwarz-weißen Formen.
Flüsse, Seen, Grotten und Meer
Die Abruzzen werden durch zahlreiche Flüsse und Seen gespeist, die für viele Tiere und Pflanzen Lebensraum sind.
Die wichtigsten Flüsse der Region sind:
- Tronto mit 115 km Länge
- Liri mit 40 km Länge
- Aterno-Pescara mit 135 km Länge
- Sangro mit 117 km Länge
- Tirino mit 25 km Länge
- Tordino mit 59 km Länge
- Salto mit 55 km Länge
- Vomano mit 75 km Länge
Bedeutende Seen der Abruzzen sind:
- Lago di Campotosto
- Lago di Scanno
- Lago di Bomba
- Lago Sant’Angelo
- Lago di Barrea
- Lago Vetoio
- Lago di Penne
- Lago Sinizzo
- Lago di Scanno
- Lago Pio
- Lago di San Domenico
- Lago di Provvidenza
- Lago Vivo
- Lago della Montagna Spaccata
An die Abruzzen grenzt die Adria, die bis heute unter den Touristen sehr beliebt ist. Der Küstenstreifen ist 131 km lang und es gibt zahlreiche Sandstrände, die zum Baden einladen. Die Abruzzen sind bis heute noch nicht von Touristen überannt, somit lassen sich noch wunderschöne naturbelassene und stille Orte finden, wie beispielsweise die zahlreichen Grotten.
Zu den eindrucksvollsten Grotten gehören:
- Grotte del Cavallone a Lama dei Peligni
- Grotte di Stiffe (San Demetrio ne‘ Vestini)
- Grotta del Cavallone (Taranta Peligna)
- Grotta del Colle (Rapino)
- Grotte di Pietrasecca (Carsoli)
- Grotta Sant’Angelo (Lama dei Peligni)
Berge, Berghütten und Pässe
Wie in jeder Region Italiens können die Abruzzen auch mit zahlreichen Bergpässen und Wanderrouten punkten.
Die wichtigsten Bergpässe sind:
- Passo delle Capannelle
- Sella di Corno
- Bocca di Forlì
- Passo Godi
- Valico della Forchetta
- Passo di Forca Caruso
Alpine Berghütten (Rifugi)
- Rifugio Franchetti in Pietracamela
- Rifugio Vincenzo Sebastiani in Rocca di Mezzo
- Rifugio Duca degli Abruzzi in Campo Imperatore
Bergmassive
- Monti della Laga
- Monti Sibillini
- Majella-Massiv
Naturreservate und Botanische Gärten
Die Abruzzen haben auch wunderschöne Naturreservate und Botanische Gärten zu bieten. Zu ihnen gehören mitunter:
- La cascata di Zompo lo Schioppo a Morino (Wasserfall)
- Naturreservat Pineta di Santa Filomena
- Naturreservat Valle dell’Orfento I
- Naturreservat Valle dell’Orfento II
- Naturreservat del Lago di Campotosto
- Naturreservat Pantaniello
- Naturreservat Quarto Santa Chiara
- Naturreservat Fara San Martino Palombaro
- Naturreservat Feudo Ugni
- Naturreservat Lama Bianca di Sant’Eufemia a Maiella
- Naturreservat Monte Rotondo
- Naturreservat Monte Velino
- Naturreservat Piana Grande della Majelletta
- Naturreservat Colle di Licco
- Naturreservat Feudo Intramonti
- Naturreservat Abetina di Rosello
- Naturreservat Bosco di Don Venanzio
- Naturreservat Calanchi di Atri
- Naturreservat Cascate del Verde
- Naturreservat Castel Cerreto
- Naturreservat Gole del Sagittario
- Naturreservat Gole di S. Venanzio
- Naturreservat der Grotten von Pietrasecca
- Naturreservat Lago di Penne
- Naturreservat Lago di Serranella
- Naturreservat Lecceta di Torino di Sangro
- Naturreservat Monte Genzana e Alto Gizio
- Naturreservat Monte Salviano
- Naturreservat Pineta Dannunziana
- Naturreservat Punta Aderci
- Naturreservat Sorgenti del Fiume Pescara (Quellen des Pescara)
- Naturreservat Zompo lo Schioppo
- Naturreservat Grotte di Luppa
- Naturreservat Bosco di S. Antonio
- Naturreservat Gole del Salinello
- Naturreservat Majella Orientale
- Naturreservat Valle del Foro
- Naturreservat Valle dell’Orta
- Naturreservat Voltigno e Valle d’Angri
Botanische Gärten
Die schönesten botanischen Gärten der Abruzzen sind:
- Giardino Botanico Gole del Sagittario in Anversa degli Abruzzi
- Orto botanico dell’Università dell’Aquila in L’Aquila
- Giardino botanico Michele Tenore in Lama dei Peligni
- Villa dei Ligustri in Loreto Aprutino
- Orto botanico riserva Lago di Penne in Penne
- Giardino botanico e arboreto appenninico del Parco nazionale d’Abruzzo, Lazio e Molise in Pescasseroli
- Giardino botanico Mediterraneo in San Salvo
- Giardino botanico Daniela Brescia in Sant’Eufemia a Maiella
- Giardino botanico Loreto Grande in Villavallelonga
- Giardino botanico alpino di Campo Imperatore in Campo Imperatore
Sehenswürdigkeiten in den Abruzzen
In den Abruzzen gibt es auch zahlreiche Sehenswürdigkeiten. Wie in Italien üblich, kann man fast überall Sehenswürdigkeiten finden. Da die Aufnahme der Sehenswürdigkeiten auf der Webseite direkt zu umfangreich wäre, habe ich mich für eine PDF-Datei entschieden. In dieser sind der überwiegende Teil der Sehenswürdigkeiten in den Abruzzen erfasst. Für den Abruzzen Urlaub kann diese Datei vielleicht eine kleine Hilfe darstellen, da diese alle sehenswerten Kirchen, Burgen, Schlösser, sonstige religiöse Gebäude, Plätze, Straßen und Häuser enthält.
Alle Abruzzen Sehenswürdigkeiten (als PDF)
Die wichtigsten Kirchen
Es wurden im Laufe der Geschichte eine Vielzahl an Kirchen erbaut, da eine Christianisierung stattfand. Zu den Kirchen zählen unter anderem die Basilika von Collemaggio, die Abteikirche San Clemente a Casauria oder die Basilika San Giovanni in Venere. Mehr Kirchen sind in der Datei „Abruzzen Sehenswürdigkeiten“ zu finden.
Die fesselnde Geschichte der Abruzzen
Geschichtlich gesehen hat Abruzzen viel zu bieten. Ob Höhlen der Prähistorie, Ausgrabungen der römischen und vorrömischen Zeit, Kirchen der Romanik und Renaissance-Städtchen, Burgen, Schlösser, Bergdörfer bis sehr moderne Städte.
In der Eisenzeit waren gemäß dem derzeitigen Kenntnisstand der Wissenschaft die Bevölkerung der Mitteladriatischen Kultur, eine vorrömische Gesellschaft, die Bewohner der Abruzzen. Im Altertum waren Samniten die Bevölkerungsschicht der Region. Ein Zeitzeuge der vorrömischen Zeit ist die Statue „Guerrieri di Capestrano“.
Die Abruzzen gehörten im Frühmittelalter zum Herzogtum des Spoleto, welches langobardisch war. Unter den Staufern in Sizilien wurde es anschließend von Neapel verwaltet, nachdem es geteilt wurde. So wurde es 1861 zum Königreich Italien hinzugezählt. Klar definierte Grenzen für die Region gab es nicht. Provinz Campobasso wurde ausgegliedert und umgeformt zur Molise-Region.
Die Region ist kaum touristisch erschlossen
Die Tourismusquote steigt jährlich an. Kastelle, Burgen und Schlösser geben nicht nur einen herrlichen Anblick, sondern auch eine Menge Kultur und Geschichte preis. Die Region Abruzzen gilt als absoluter Geheimtipp, da mehr als 20 Skigebiete befahren werden können. Mehr als 368 Kilometer Pisten – wie Roccaraso und Campo – warten auf Schneewütige. Nicht nur die Abfahrt ist beliebt, sondern auch der Langlauf. Wer nicht gern auf den Brettern steht, kann die vielen Gipfel erklimmen, entweder als Bergsteiger oder auch als Wanderer. Hat man sein Höhenziel erreicht, sieht man unter anderem die Bergmassive Monti della Laga, Monti Sibillini und das Majella-Massiv.
Wirtschaftszweig Industrie statt Landwirtschaft
Zu der Renaissance-Zeit haben die Abruzzen einen regen Handel mit Wolle betrieben. Im Landesinneren waren daher viele wohlhabende Städte entstanden. Ab dem 18. Jahrhundert ging die Produktion der Wolle zurück und Abruzzen begann zu verarmen, wodurch viele Einheimische nach Amerika oder Australien auswanderten – und das noch bis ins 20. Jahrhundert hinein. Danach trat allmählich eine Erholung der wirtschaftlichen Lage ein und so ist Abruzzen „die erste Region des Mezzogiorno“.
Die heutige Wirtschaft stützt sich überwiegend auf die Dienstleistungen und nicht minder auf die Industrie. Elektronikindustrie, Pharmaindustrie, Biomedizin und Nuklearphysik sind die Kernpunkte. Doch auch der Tourismus hat in den vergangenen Jahren zugelegt und trägt seinen Teil bei. Nebensächlich dagegen ist die Landwirtschaft, die aber auf den neuesten Stand der Technik ist und somit mit sehr hochwertigen Waren punkten kann. Gerade die Weidekultur ist weit verbreitet und bietet unter anderem Schafen ein sattes Grün. Ein weiterer landwirtschaftlicher Zweig ist der Weinanbau und die Herstellung von Olivenöl, welches als das „hochwertigste“ in Italien angesehen werden soll.
Köstlichkeiten der Abruzzischen Küche
Die abruzzesischen Suppen haben einen gewissen Bekanntheitsgrad und sind unter der Bevölkerung und den Touristen sehr beliebt. Zumeist bestehen diese aus Meeresfrüchten, die mit Hüsenfrüchte verfeinert werden. Das Besondere an allen angebotenen Gerichten ist die Frische der Zutaten, da diese meist sogar aus eigenem Anbau stammen. Peperoni, Safran und Trüffel werden gern als Gewürze zur Verfeinerung in die Suppe gegeben, da diese einen unverwechelbaren Geschmack in das Gericht bringen.
Abruzzische Spezialitäten sind unter anderem das Sugo (bestehend aus Bauchspeck, Pecorino, Tomaten und Peperoncino) sowie gegrillte Arrosticini (Lammspieße).
Wer Nudeln zu seinem Gericht bestellt, bekommt zumeist hausgemachte und traditionell hergestellt Frischware. Ein bekanntes regionales Nudelgericht ist „Maccheroni alle Chitarra“. Ebenso zu den Spezialitäten gehörend sind bestimmte Wurstwaren, welche ebenfalls gern gegessen werden. Zu den bekannten Wurtswaren gehört die „Ventricina“.
Feste und Feierlichkeiten gehören zum Leben dazu
Die Region Abruzzen feiert sehr gern und vor allem zu kulinarischen Themen – eine „sagra“. Egal zu welcher Zeit man sie besucht, man wird mit Sicherheit eines der Feste erleben dürfen. Immer mit einem überwältigenden Feuerwerk untermalt und jeder Menge guter Laune. Da die religiöse Kultur weit verbreitet ist, finden sich immer wieder neue Anlässe. Zum 16. Januar eines jeden Jahres werden in Fara Filiorum „Farchie“ entzündet. Hierbei werden Schilfrohrbündel verbrannt, welche einen herrlichen Anblick ergeben. Die Osterprozession in Sulmona, das Schlangenfest in Cocullo sind ebenfalls nennenswert. Der Schutzpatron San Zopito wird in Loreto Aprutino mit kunstvoll geschmückten Ochsen gefeiert. Wer ein richtiges mittelalterliches Spektakulum erleben möchte, der sollte nach Popoli reisen. Hier beweisen sich die Abruzzen im Armbrustschießen und im Bogenschießen. Dabei wird zumeist eine ergreifende Liebesgeschichte erzählt.