Die Befana ist in Italien eine Weihnachtshexe, die in der Nacht vom 5. zum 6. Januar von Haus zu Haus mit ihrem Besen fliegt und den Kindern dort entweder Süßigkeiten, kleine Geschenke und Trockenfrüchte bringt oder aber diese mit Knoblauch und Kohle bestraft.
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Wo wohnt die Befana?
Nach dem italienischen Volksglauben wohnt die Befana in Urbania, wo jedes jahr traditionell die „Festa Nazionale della Befana“ (Nationales Dreikönigsfest) gefeiert wird. Dieses Fest wird seit über zwanzig Jahren abgehalten und ist mittlerweile in ganz Italien bekannt.
Wird ein Spruch für die Befana aufgesagt?
In Italien existieren je nach Region unterschiedliche Sprüche (filastrocche) für die Befana. Der allgemein übliche Spruch lautet:
«Oh Befana Befanina („Oh Befana Befanina)
Fai ben piena la calzina! (Fülle schön voll den Strumpf!)
Non badare ai capriccetti (Achte nicht auf die kleinen Wutanfälle)
Porta bambole e confetti!» (Bringe Puppen und Süßigkeiten!“)
«La Befana vien di notte („Die Befana kommt in der Nacht)
con le scarpe tutte rotte (mit kaputten Schuhen)
con le toppe alla sottana (mit Flecken auf ihrem Rock)
viva viva la Befana!» (es lebe, es lebe die Befana!“)
Spruch-Abwandlung in der Toskana
In der Toskana wird der Befana-Spruch ein wenig abgeändert. Dort hört man oft folgenden Spruch
«La Befana vien di notte („Die Befana kommt in der Nacht)
con le scarpe tutte rotte (mit kaputten Schuhen)
attraversa tutti i tetti (überquert alle Dächer)
porta bambole e confetti» (bringt Puppen und Süßigkeiten“)
Weitere übliche Spruch-Varianten
«La Befana vien di notte („Die Befana kommt in der Nacht)
con le scarpe tutte rotte (mit kaputten Schuhen)
il vestito a trullallà (ihr Kleid in Fetzen)
la Befana eccola qua!» (die Befana ist da!“)
«La Befana vien di notte („Die Befana kommt in der Nacht)
con le scarpe tutte rotte (mit kaputten Schuhen)
il vestito tutto blu (mit komplett blauem Kleid)
la Befana viene giù» (die Befana kommt herab“
Wie sieht die Befana aus?
Die italienische Weihnachtshexe wird als alte Frau mit krummer, markanter Nase, einem altersbedingt faltigem Gesicht und kleiner Körpergröße dargestellt. Ihr Rock ist farbenfroh, von Flicken übersät und reicht bis zum Boden. Darunter trägt sie dicke Socken und bequeme Schuhe. Ein dicker oft farbiger Wollschal schlingt sich um ihren Hals und den Schultern und wird verknotet. Sie trägt traditionell keinen Mantel und kein Netz, wie oft auf Bildern dargestellt wird. Auch ein spitzer Hut fehlt. Dennoch wird die Befana in italienischen Spots des Öfteren mit spitzen Hut dargestellt, was jedoch traditionell nicht der Fall ist. Sie ist nicht als angelsächsische Hexe anzusehen, vielmehr als farbenfrohe alte Frau auf einem Besen.
Der Besenflug der Befana
Der Besenflug der italienischen Weihnachtshexe ist nicht mit dem der gewöhnlich bekannten Hexen (streghe) vergleichbar. Normale Hexen reiten auf dem Besen mit den Ästen im Rücken. Die Befana aus Italien hingegen hat den Besenstiel im Rücken und die Äste vor dem Gesicht.
Worin unterscheidet sich der Gabensack?
In Italien bringt die Weihnachtshexe ihre Gaben je nach Region in zerknitterten alten Jutesäckchen, in Weidenkörbchen oder sockenähnlichen Säcken und nicht in einem Gabensack wie es vom Weihnachtsmann bekannt ist. Oft wird die Hexe Italiens auch irrtümlicherweise mit einem Gabensack dargestellt.
Warum wird die Befana als alte Frau dargestellt?
Die Darstellung der Befana als alte Frau hat im italienischen Volksglauben symbolischen Charakter. Am Ende der Fastenzeit gehörte es zu den Riten, eine Puppe zu verbrennen oder zu zersägen und sich damit von alten Lasten zu befreien. Auch sollten die alten abgetragenen Kleider, die die Puppe trug, mit verbrannt werden. Diese Zeremonie ist als „Brusa la vecia“ unter anderem in Bologna und in Verona, als „sparo del Pupo“ in Gallipoli oder als Veggia Pasquetta in Varallo bekannt. Viele Gemeinden und Provinzen haben dabei ihren eigenen Kult. Die Gaben, die die Hexe bringt, dienen dabei als versöhnlichen Wert für das neu angefangene Jahr.
Wie ist der Charakter der Hexe?
Die Befana ist von launischer Natur. Wer nicht an sie glaubt oder versucht, sie auszutricksen, der erfährt von ihr Böses. Wer aber ihr Glauben schenkt und sie respektiert, der erhält Geschenke. Man sagt sich in Italien auch, dass die Befana bei Kindern sehr verständnisvoll sei.
Wie wird die Befana in Ligurien gefeiert?
In Ligurien wird die Befana im genuesischen Dialekt als „Bazâra“ „schmutzige und ungepflegte alte Frau“ bezeichnet. Eine Kuriosität ist, dass das Fest der Befana als „Pasquetta“ genannt wird, da im Italienischen Pasquetta der Tag nach Ostersonntag bezeichnet wird. Kinder erhalten Kinder erhalten sogenannte ciapellette, sprich kleine Schuhe aus Schokolade und nicht wie im Rest Italiens Socken. Diese sind dann mit getrockneten Kastanien, Mandarinen oder marenghi d’öo, dem sogenannten Schokoladengeld, gefüllt oder aber bei Ungehorsamkeit mit Knoblauch.
Wer brachte vor der Befana die Geschenke?
Vor der Befana brachte die Heilige Lucia die Geschenke den Kindern, so wie es der Heilige Nikolaus vor dem Weihnachtsmann tat.
La Befana – Gedicht von Giovanni Pascoli
Der italienische Dichter Giovanni Pascoli (1855 – 1912) widmete der Befana in Italien sogar ein Gedicht mit 13 Strophen. Nachfolgend ein Auszug der ersten fünf Strophen des Gedichts.
Auszug: La Befana – Die Befana
Viene viene la Befana, (Die Befana kommt,)
vien dai monti a notte fonda. (Sie kommt spät in der Nacht aus den Bergen.)
Come è stanca! la circonda (Wie müde sie ist! Um sie herum)
neve, gelo e tramontana. (Schnee, Eis und Nordwind.)
Viene viene la Befana. (Die Befana kommt.)
Ha le mani al petto in croce, (Sie hat die Hände auf der Brust gekreuzt)
e la neve è il suo mantello, (und der Schnee ist ihr Mantel,)
ed il gelo il suo pannello, (und das Eis ihre Tafel,)
ed è il vento la sua voce. (und der Wind ist ihre Stimme.)
Ha le mani al petto in croce. (Sie hat die Hände auf der Brust gekreuzt.)
E si accosta piano piano (Und sie nähert sich langsam)
alla villa, al casolare, (der Villa, des Landhauses,)
a guardare, ad ascoltare, (um zu schauen, zu hören,)
or più presso or più lontano. (mal näher oder mal weiter weg.)
Piano piano, piano piano. (Langsam, langsam.)
Che c’è dentro questa villa? (Was befindet sich in dieser Villa?)
Uno stropiccìo leggero. (Ein leichtes Knistern.)
Tutto è cheto, tutto è nero. (Alles ist still, alles ist schwarz.)
Un lumino passa e brilla. (Ein Lichtlein geht vorbei und leuchtet.)
Che c’è dentro questa villa? (Was befindet sich in dieser Villa?)
Guarda e guarda… tre lettini (Schau und schau… drei Bettchen)
con tre bimbi a nanna, buoni. (mit drei schlafenden Kindern, gut.)
Guarda e guarda… ai capitoni (Schau und schau… die Umhänge)
c’è tre calze lunghe e fini. (es gibt drei lange, dünne Socken.)
Oh! tre calze e tre lettini… (Oh! Drei Socken und drei Bettchen…)
Woher kommt der Brauch der Befana in Italien?
Bereits im fünften bis sechsten Jahrhundert vor Christus kam der Brauch auf, in Zusammenhang mit den jahreszeitliche Zyklen und der Landwirtschaft, die Ernte und die Fruchtbarkeit im neuen Jahr durch ein Fest wiedergebären zu lassen. Dieser Ritus war in ganz Italien verbreitet.
Bereits im 4. Jahrhundert n. Chr. begann die damalige römische Kirche die derartige heidnische Riten und Glaubensvorstellungen zu verurteilen. In den Augen der Kirche waren sie das Ergebnis satanischer Einflüsse, was insbesondere im Mittelalter zu zahlreichen Personifikationen und Hexenverbrennungen führte. Jedoch stellte die Befana keine Hexe dar, sondern eine alte Frau auf einem Besen, die symbolisch für die Reinigung der Seelen und für die Wiedergeburt der Jahreszeiten steht. Nach undnach wurde die Befana von der katholischen Kirche als Mittler zwischen Gut und Böse akzeptiert. So wurde das Fest der Befana bereits zur Zeit Epiphanius von Salamis auf die zwölfte Nacht nach Weihnachten gelegt.
Die religiöse Version der Entstehung der Befana erzählt, dass die drei Weisen aus dem Morgenland auf ihrem Weg nach Bethlehem eine alte Frau nach den Weg fragten. Sie bestanden darauf, dass sie mit ihnen ginge, um dem Retter die Geschenke zu bringen. Die alte Frau aber weigerte sich, mit ihnen zu gehen, Bald darauf bereute sie es und machte sich auf die Suche nach den drei Weisen und dem Jesuskind. Da sie diese nicht fand, klopfte sie an jede Tür, in der Hoffnung, doch noch die drei Heiligen Könige und das Jesuskind zu finden. Dabei verteilte sie an die Kinder die Geschenke und hoffte dabei, dass ihr Fehlen beim Jesuskind nicht getadelt werden würde.