Italien im Winter ist ein unvergessliches Erlebnis zwischen Düften und Geschmäcker, einer unvergleichlichen Weihnachtsatmosphäre sowie atemberaubenden Orten mit einer spektakulären Aussicht auf die schneebedeckte Landschaft, gefrorene Seen und mit Eiszapfen behangene Alpenhütten. Für mich hat Italien im Winter immer eine Faszination, denn es scheint so anders, so still, wenn es unter der Schneedecke liegt. Auch wenn zu dieser Jahreszeit kein Badewetter herrscht, ist Italien dennoch einen Urlaub wert – und das nicht nur in den Städten.
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Jeder Winterurlaub ist in Italien anders
Die Bilder auf dieser Seite habe ich auf meinen Winterreisen in Italien gemacht. Sicherlich ist jeder Mensch anders und jeder Urlaub je nach Interesse anders geplant. Die einen lieben aktiven Winterurlaub wie Skifahren, Snowboarden und Schneeschuhwandern, die anderen – und dazu gehöre ich – lieben die Stille, die schneebedeckten Landschaften, die Flora und Fauna im Winter sowie die alten Traditionen und Bräuche, etwa wie die alten Pelzmacher, die seit Jahrhunderten bis weit in den 80er und 90er Jahren noch blühten wie beispielsweise im Biellese, wo in Sagliano Micca noch eine alte Fabrik steht, die Hasenfelle verarbeitete oder die fliegenden Händler, die im Winter froh über eine Portion Polenta im warmen Stroh und Heu im Stall waren, wo sie nicht selten übernachten durften. Solche Geschichten faszinieren mich immer wieder.
Nicht vergessen darf man die kleinen Dörfchen, die halb vergessen irgendwo in den Hängen der Voralpen oder im Hinterland verstreut liegen. Viele davon sind im Winter ohne Schneeketten und Schneeausrüstung kaum erreichbar. Man denke hier an San Gottardo in der Provinz Vercelli oder an Ferrere in der Provinz Asti. Wer dort wohnt, muss sich also schon rechtzeitig im Sommer um das nötige Kaminholz für den Winter kümmern, Vorräte anlegen, Kräuter trocknen und das Haus winterfest machen.
Das Weidevieh wird im Spätsommer von den Almen hinunter ins Tal geführt, der aus der Milch gewonnene Käse und die Butter werden an die umliegenden kleinen Lädchen verkauft und die Rifugi schließen eins nach dem anderen, sodass im Winter selten ein Rifugio auf den Bergen noch geöffnet ist.
Indes bereiten sich die Bäcker in den Städten auf die Weihnachtssaison vor. Die Herstellung der Panettone hat Tradition und darf in keinem italienischen Haushalt zu Weihnachten und im Winter fehlen. Bereits im September werden für den anstehenden Winter eifrig Mehl, Bierhefe, Zucker, Eier, Butter, Salz, Sultaninen, kandierte Orangen und kandierte Zitronen gerührt und zu köstlichen Panettone gebacken, die dann pünktlich Anfang Dezember in den Regalen in allen Bäckereien, Konditoreien und Supermärkten hübsch verpackt mit Schleife stehen.
Camping in Italien im Winter
Im Winter sind viele Campingplätze in Italien geschlossen, aber es gibt auch Ausnahmen wie der Campingplatz „Camping Sole Neve“ auf 1100 m Höhe auf der Hochebene Folgaria-Lavarone-Luserna in der Alpe Cimbra im Trentino oder der Campingplatz „Camping delle Rose“ an der ligurische Riviera, nur 12 km vom Meer entfernt, inmitten von endloser Vegetation, zwischen Mimosen, Kastanien, Eukalyptusbäumen und Kiefern. Der Vorteil im Winter anzureisen ist, dass sich der große Trubel, der im Sommer herrscht, gelegt hat. Man könnte sogar behaupten, auf dem Campingplatz zieht eine gewisse Idylle ein. Sicherlich ist es nicht warm, aber dafür ruhiger und romantischer.
Italienische Winteridylle auf dem Land
Der Winter in Italien kann sehr schön sein, etwa dann, wenn die Landschaften sich mit einer weißen Schneedecke überziehen. Ein besonderes malerisches Bild ergibt sich im Basso Novarese, wo im Frühjahr die Reisfelder unter Wasser stehen und sich der Himmel darin spiegelt, im Sommer dann das Land in einem leuchtenden Gelb getüncht wird und im Winter in einem herrlichen Weiß. Inmitten dieser weißen Landschaft stehen hier und da verstreut große Bauernhöfe, zumeist in Alleinlage, rundherum ist nichts außer schneebedeckte weiße Felder, die von einem azurblauen Himmel gesäumt werden.
Ein ebenso schönes Bild ergibt sich in den Weinanbaugebieten im Piemont, genau genommen im Monferrato und in den Langhe. Hier sind es die sanften schneebedeckten Hügel, die die Landschaft wie ein wunderschönes Gemälde erscheinen lassen. Die kleinen Ortschaften, die zumeist von einer Burg überragt werden, erscheinen wie kleine erdfarbene Flecken in der weißen Landschaft.
Egal, wo man sich in Italien aufhält, im Winter sind die Landschaften einfach zauberhaft. Man denke da an Südtirol, dem Trentino Alto Adige mit seinen hohen Alpen und Gipfeln, den dichten Wäldern, die allesamt mit einer dicken Schneemasse bedeckt sind oder an die Mitte Italiens, an Molise, Umbrien und die Abruzzen, die durch ihre hügelige und bergige Landschaft im Winter einfach zauberhaft aussehen. Zudem locken sie nicht selten mit Wintersportangeboten.
Wenn die Erde gefroren ist, die Buchen vor Kälte zerspringen, weil sie am meisten Wasser speichern und von den Tälern ein Rauch in den Morgenstunden aufsteigt, weil die Sonne es schwer hat, gegen die Kälte anzukämpfen, dann ergibt das insbesondere in den italienischen Alpengebieten ein einzigartiges malerisches Bild. Viele Flüsse führen Wasser, das nicht gefroren ist. Einige von ihnen sind an manchen Stellen gefroren, sodass man eine Spitzhacke benötigt, um beispielsweise angeln zu können. In Italien benötigt man jedoch für das Angeln eine Lizenz – und das auch auf dem Lago Maggiore, die hier von der Familie Borromeo verlangt wird: pro Jahr 50 Euro für Amateure, 3.500 Euro für Profis (Stand 2022).
Die Seen im Winter sind in ganz Italien etwas Besonderes. Die Sonne, die auch im Winter in Italien nicht fehlt, zaubert insbesondere Weiden mit ihrem Licht in golden strahlende Geschöpfe. Dieses Naturschauspiel ist vor allem bei Abenddämmerung zu sehen wie am Lago Viverone, am Lago Maggiore und am Lago d’Orta.
Das Leben in Italien im Winter
In früheren Zeiten war der Winter in Italien für die Menschen eine Herausforderung. Bäche und Wasserleitungen froren insbesondere in den Bergregionen zu, man lebte hauptsächlich von den Vorräten, die man im Sommer und Herbst angelegt hatte, das Vieh war in den Ställen oder in vielen Regionen wie in der Basilikata oder im Walsergebiet in den piemontesischen Alpen mit in den Wohnhäusern integriert. Man schlief auf dem Land in einigen Regionen praktisch gesehen neben den Kühen, mit den Hühnern, Hund und Katze.
Wenn zu viel Schnee fiel, so machten sich die Männer in den Bergregionen Ende des 19. Jahrhunderts, Anfang des 20. Jahrhunderts fertig, um die Wege vom Schnee freizuschaufeln und die Dächer vom Schnee zu befreien. Dabei kam es ab und an vor, dass einige Häuser dem Gewicht des Schnees und der Männer auf dem Dach nicht standhielten. Die Dachbalken brachen unter lautem Getose ein. Wenn dies passierte, brachte man aus den umliegenden Ställen einige Balken heran, um notdürftig einen neuen Dachstuhl hochzuziehen. Hier war Gemeinschaftssinn gefragt, was in Italien besonders in den Dörfern heute noch sehr zu spüren ist.
Um dass nicht noch mehr Unheil im Winter durch die hohen und schweren Schneedecken passierte, fingen die Bewohner an, Madonnenfiguren zu schnitzen, die sie an einem Unglücksort aufstellten. So gab es die Madonna des hohen Schnees, die Madonna der Lawinen, die Madonna einer noch größeren Lawine usw. Allerdings stellte man niemals den heiligen Herrn in ein Bildstock, sprich in ein Marterl, denn alle Bewohner wussten, dass es der Herr ist, der die Heiligen schickt und anempfiehlt. Und die Heiligen sind es, die in dieser rauen Welt in den Bergen kommandieren.
Die Frauen hingegen verrichteten ihre Hausarbeiten. Wäsche wurde gewöhnlich an den dafür vorgesehenen oft überdachten Waschbereichen im Dorf zusammen mit anderen Frauen gewaschen. Es wurde dabei viel geredet, insbesondere gerne über Neuigkeiten, sprich Klatsch und Tratsch ausgetauscht. Die Frauenstimmen, das Gelächter und das Gekichere waren dabei weit zu hören und lockten nicht selten liebeshungrige Männer an, die doch das ein oder andere Mal versuchten, ein Feinsliebchen zu gewinnen. Oft endete das in einem Gekreische, was wiederum Dorfbewohner anlockte und nicht selten in verbalen Auseinandersetzungen oder in die ein oder andere Schlägerei endete.
Bei den Kindern gab es wie auch bei den Erwachsenen in der Regel eine Geschlechtertrennung, was die Aufgabenverteilung anging (oft ist das auch heute in Italien noch so). Die Jungen spielten in den 70er Jahren auch im Winter in Italien draußen. Banden wurden dabei gerne gegründet. In der Regel schlossen sich die Jungs einer Nachbarschaft zusammen und bekriegten sich mit einer anderen Bande ebenso aus der Nachbarschaft. Sie ahmten gerne Krieger oder Indianer nach, beschossen sich gegenseitig mit selbst gemachten Pfeilen und Steinschleudern. So manch ein Junge trug dann den Preis seines abenteuerlichen Kampfeinsatzes wie Schürfwunden, Prellungen und Hämatome mit nach Hause. Zuhause angekommen gab es dann von der Mutter nicht selten eine Ohrfeige und reichlich Tadel. Sie durfte dann am Abend die kaputtgerissenen Hosen, das Hemd oder den Pullover nähen.
In Italien waren ab der 50er Jahre insbesondere große Wohnhäuser mit vielen Wohnungen, sogenannte Condomini und Case di ringhiera, Mode, bei denen es pro Etage ein oder zwei Außentoiletten (cesso esterno) gab, die mit den anderen Familien auf der Etage geteilt werden mussten. Zumeist lagen sie auf dem gemeinsamen Balkon an einer Seite: Kleine Häuschen, die besonders im Winter nicht einladen war. Waren sie schon im Verlauf des Jahres aus hygienischen Gründen nicht einladend, denn wer will sich mit 20 oder mehr Personen eine Toilette teilen? Aber so war das in Italien im letzten Jahrhundert in vielen Städten. Noch heute kann man solche alten Condomini in einigen italienischen Städten sehen.
Die Mädchen wie die Frauen versammelten sich im Winter in Italien gerne zusammen und verbrachten ihre Abende mit Handarbeiten. Dabei durfte der berühmte Klatsch und Tratsch natürlich nicht fehlen. Gerne saß man auch im Winter zusammen in der Scheune, nämlich dann, wenn es eine Vorstellung gab oder man zusammen betete. Dort wurden Theaterstücke aufgeführt oder auch musiziert. Beliebte Musikinstrumente waren die Mandoline, das Organetto, die Drehleier, der Dudelsack (Zambogna), Martelletto, Ciaramella, Cutufu, Tamburello, Tammorra, Violone, Caccavella, Gnacchere, Raganella, Violino dei Poveri, Bisignano, Arpa, Triangolo, Ocarine di Budrio, Zufolo, Chitarra, Lira, Müsa, Piferro, Triccheballacche, Bombarda, Piva und Fischiotto. Oft trugen herumwandernde Straßenmusikanten (musicanti girovaghi) auch Tiere mit sich, für gewöhnlich Murmeltiere, aber es konnte auch schon mal ein Bär sein.
Im Winter kehrten viele Straßenverkäufer, Künstler und Musikanten in die umliegenden Dörfer und Bauernhäuser ein. Zu kalt war es draußen, um sich dort ein Nachtlager aufzuschlagen. Gerne nahmen sie dann ein Nachtlager im Stroh und Heu in den Scheunen der Bauernhäuser an, wo sie auch etwas zu essen bekamen. Manche blieben einen ganzen Winter lang, beispielsweise in Venetien und im Trentino. Im Gegenzug halfen sie dann dem Hausherren bei so manch anfallender Arbeit. Einige halfen gerne auch etwas mehr, beispielsweise kümmerten sie sich zu sehr und intensiv um die Hausherrin, die dann so manches Techtelmechtel mit ins Grab nahm. Es kam auch vor, dass sie unverhofft schwanger wurde. Dann wurde es natürlich dem Hausherrn zugeschrieben. Gott sei Dank gab es damals noch keine Vaterschaftstests. Wer weiß, wie viele Kinder nicht vom Hausherren stammten.
Einige der Straßenverkäufer und Schausteller verblieben im Winter in ihren Planwagen. Es war gewöhnlich ein Gefährt, das hinten dran unter einer Plane Schlafmöglichkeiten hatte. Dort war auch das gesamte Hab und Gut zu finden, einschließlich der mitgeführten Tiere. Sie fuhren dann im Winter wie im Sommer Dörfer und Städte an, gaben ihre Vorstellung, zumeist Kunststückchen und kleine Zaubereien, um dann als Entlohnung einige Münzen zu erhalten, die sie dann in der nächstgelegenen Trattoria in Wein, Pasta oder Polenta umsetzten. Sie lebten in der Regel von der Hand in den Mund. Sparen konnte sie kaum etwas.
So vergingen die Winter in Italien im 19. und 20. Jahrhundert. Es gab viel zu erzählen, so manches heimliche Techtelmechtel endete in einer Schwangerschaft, man fand sich zusammen in Scheunen und später in den Wohnungen, um zu musizieren, sich zuzuhören und zu spielen. Es entstanden viele schöne Handarbeiten und Freundschaften, die Jungs trugen so manche Schramme nach Hause und die Männer trafen sich in der Bar um die Ecke, um Karten zu spielen, einen Schnaps zu trinken und aufs nächste Frühjahr zu warten.