Angelo Morbelli wurde am 18. Juli 1853 in Alessandria im Piemont als Sohn von Giovanni Morbelli, einem wohlhabenden Besitzer von Weingütern in La Colma bei Rosignano (Monferrato) und Giovannina Ferraris geboren und starb am 7. November 1919 in Mailand. Als Kind war Morbelli sehr der Musik zugewandt, die er aber nicht ausleben konnte, da er im Alter von sieben Jahren, als er das Internat Triverio in Casale besuchte, an einer Mastoditis erkrankte. Dies führte allmählich zur Taubheit. So beschlossen die Eltern, ihn zu einem örtlichen Maler zu schicken. Morbelli fing an, malen zu lernen. Zu seinen bekanntesten Werken gehört unter anderem das Bild „Per ottanta centesimi!“.
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„Für 80 Cent!“ – „Per ottanta centesimi!“
Das Original des Bildes hängt im Museum Borgogna in Vercelli im Piemont, einer idyllischen Stadt mit einem Mittelalterkern inmitten von Reisfeldern. „Für 80 Cent“ ist eines der grandiosen Meisterwerke, auf die das Museum stolz ist. Es wurde 1912 auf der Kunstausstellung für bewässerte Landschaften in Vercelli erworben, nur wenige Jahre nach der Eröffnung des Museums.
Die Entstehung des Bildes
Das signierte und 1895 datierte Gemälde hatte eine lange und doch recht quälende Entstehungszeit, wie aus der Korrespondenz zwischen dem Künstler und seinem Kollegen Giuseppe Pellizza da Volpedo hervorgeht. Morbelli begann mit dem Bild 1893, ließ es ruhen und malte es später weiter, bis es schließlich 1895 auf der Biennale in Venedig ausgestellt wurde.
Hungerlöhne als sozialkritisches Thema
Das Bild in seiner Form und künstlerischen Ausgestaltung spielt eine wichtige Rolle in der Sammlung, nicht nur wegen der Zugehörigkeit zur Bildströmung des Divisionismus, sondern auch wegen des Themas, das eng mit der Provinz Vercelli verbunden ist.
Morbelli versuchte mit seinem Meisterwerk ein sozialkritisches Thema aufzugreifen, dass allein schon der Titel „Für 80 Cent!“ offenbart.
Mondine arbeiteten pro Tag viele Stunden
Reisarbeiterinnen, die sogenannten Mondine, waren saisonal auf den Reisfeldern beschäftigt. Sie kamen von den verschiedensten Dörfern und Städten Italiens und blieben die gesamte Saison über bei dem Reisbauern in seiner Cascina, einem gigantischen vierseitigen Hof mit zahlreichen Wohnungen, Stallungen, Werkstätten und oft auch einer eigenen Schule und kleinen Kapelle. In solchen Wohnungen teilten sich die Frauen etliche Zimmer. Der Tageslohn war 80 Cent. Für heutige Verhältnisse undenkbar, damals aber üblich. Erst 1906 wurde durch Streiks auf den Reisfeldern in Vercelli der 8-Stunden-Tag erreicht, also viel später, also das Bild ausgestellt wurde.
Die Perspektive des Bildes
Den ganzen Tag, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang standen die Reisarbeiterinnen zu Morbellis Zeiten, also vor 1906, gebückt im Reisfeld mit nackten Füßen und verrichteten ihre Arbeit. Ihre Perspektive ist also dem Boden zugewandt. Morbelli versuchte mit seinem Bild genau diese Perspektive einzufangen, indem er den Himmel und Horizont aussparte, ihn nur als Spiegelbild im Wasser andeutete. Das Bild ist sozusagen genau auf das Reisfeld und die Arbeit gerichtet.
Die Geometrie der Reisfelder
Schön zu erkennen ist die Geometrie des Reisfeldes mit den geraden Reihen, die die vom Menschen geprägte Natur unterstreichen soll. Mikrofotografien und nicht-invasive diagnostische Untersuchungen brachten ans Licht, dass Angelo Morbelli bis zu sieben reine Farben pro Quadratzentimeter verwendet hatte. Zudem brachte er am Ende des Werks eine violette Umrandung an.
Die spätere Version
Eine spätere Version des gleichen Themas mit dem Titel „Im Reisfeld“ von 1901, die sich heute in Privatbesitz befindet, zeigt eine andere Perspektive der Reisarbeiterinnen, die sich jedoch genau wie beim ersten Bild nach unten bewegt. Hier ist nur ein winziger Ausschnitt des Himmels zu sehen.