Eine mit einem Sonderstatus belegte Region in Italien, die zudem autonom ist, ist das Aostatal oder auf Italienisch auch Valle d´Aosta. Im Französischen wird das Aostatal Vallée d´Aoste und im Frankoprovenzalischen Val d´Outa bezeichnet.
Auf einer kleinen Fläche von knapp 3.200 Quadratkilometern leben hier mehr als 128.000 Menschen. Mit der Hauptstadt Aosta ist das Aostatal die kleinste italienische Region von der Fläche, aber auch von der Bevölkerungszahl her.
Im Aostatal existieren zahlreiche Spezialitäten, wie zum Beispiel der Prosciutto mit Alpenkräutern aus Saint-Marcel, der übrigens sehr lecker und somit zu empfehlen ist.
Geographie und Berggemeinden
Die nördliche Grenze des Aostatals ist die Schweiz, die westliche Frankreich. Im Süden und Osten ist die Region Piemont zu finden. Nebentäler der Alpen und die Dora Baltea beeinflussen die Geographie dieser Region. Zum Westen hin grenzt der Mont Blanc (Monte Bianco 4.810,02 m) und zum Norden hin der Monte Rosa (4.637 m) an die Region. Auch der Cervino (4.478 m) ist im Aostatal zu finden.
Der Gran Paradiso (4.061 m), mit der gewaltigste Naturpark in Italien und der erste Nationalpark, der 1922 in Italien gegründet wurde, ist im Aostatal und im Piemont zu Hause. Ebenso besteht die Region aus kleineren verträumten Naturschutzgebieten, wie beispielsweise dem Nationalpark Mont Avic, der als der erste Naturpark im Aostatal gilt und der sich zwischen den Tälern Champdepraz und Champorcher befindet (Vallone di Champdepraz und Valle di Champorcher).
Das Aostatal hat keine Provinzen, so wie viele andere Regionen Italiens, sondern vielmehr 74 Berggemeinden, in denen jeweils eine Viezahl von Sehenswürdigkeiten zu finden sind. Einige Berggemeinden sind versteckt, aber im Wesentlichen gut zu erreichen. Ein Beispiel wäre hier Nex und Tignet. Zwei wunderschöne Bergdörfer, die unbedingt angeschaut werden sollten.
Die Berggmeinden wären im Wesentlichen:
- Allein
- Antey-Saint-André
- Aosta
- Arnad
- Arvier
- Avise
- Ayas
- Aymavilles
- Bard
- Bionaz
- Brissogne
- Brusson
- Challand-Saint-Anselme
- Challand-Saint-Victor
- Chambave
- Chamois
- Champdepraz
- Champorcher
- Charvensod
- Châtillon
- Cogne
- Courmayeur
- Donnas
- Doues
- Emarèse
- Etroubles
- Fontainemore
- Fénis
- Gaby
- Gignod
- Gressan
- Gressoney-La-Trinité
- Gressoney-Saint-Jean
- Hône
- Introd
- Issime
- Issogne
- Jovençan
- La Magdeleine
- La Salle
- La Thuile
- Lillianes
- Montjovet
- Morgex
- Nus
- Ollomont
- Oyace
- Perloz
- Pollein
- Pont-Saint-Martin
- Pontboset
- Pontey
- Pré-Saint-Didier
- Quart
- Rhêmes-Notre-Dame
- Rhêmes-Saint-Georges
- Roisan
- Saint-Christophe
- Saint-Denis
- Saint-Marcel
- Saint-Nicolas
- Saint-Oyen
- Saint-Pierre
- Saint-Rhémy-en-Bosses
- Saint-Vincent
- Sarre
- Torgnon
- Valgrisenche
- Valpelline
- Valsavarenche
- Valtournenche
- Verrayes
- Verrès
- Villeneuve
Sehenswürdigkeiten im Aostatal
Das Aostatal hat eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten zu bieten, die allerdings in einem separaten Abschnitt mit Informationen und Fotos behandelt werden. Allenfalls würde es hier den Rahmen sprengen, da schon allein die Vielzahl der Schlösser und Kirchen zig Seiten ausmachen.
Giuseppe Giacosa (1847 – 1906), ein Dramatiker und Schriftsteller, zählte allein 72 Schlösser entlang der Hauptrouten im Aostatal, ohne dabei überhaupt kleinere Burgen und Schlösser mitzuzählen.
Geschichte
Als die Römer 25 v. Chr. die Kelten aus diser Region vertrieben haben, gründeten sie Augusta Praetoria – Aosta. Bis etwa 1946 gehörte die Region Aostatal zum Herrschaftshaus Savoyen. Zwischendurch war sie unter französischer Herrschaft. Daher wird auch teilweise französisch sowie frankoprovenzalisch gesprochen. Mitte des 18. Jahrhunderts war Aostatal unter dem Königreich und der Provinz Turin eingruppiert. Das Herrschaftshaus Savoyen wurde an Frankreich abgetreten. Die Eingliederung in Italien war besonders während des Faschismus im Gange. Über das gsprochene Französisch wurde ein Verbot verhängt und Italiener wurden immigriert. Im Jahr 1927 erfolgte die Trennung von Turin. Als ein sehr bedeutendes Widerstandszentrum erhielt Aostatal die Tapferkeitsmedaille. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Sonderstatus gegeben und somit konnten sie den französischen Bestrebungen entgegenwirken. Der erste Präsident der Region war Federico Chabod.
Bevölkerung
Aostatal ist eine mehrsprachige Region, in der Italienisch ebenso wie Französisch als Amtssprachen gelten und sogar in der Verfassung als doppelsprachige Version auftauchen. In den Schulen ist die Zweisprachigkeit nicht anders und die Prüfungen müssen dementsprechend auch in beiden Sprachen abgelegt werden. Muttersprache ist trotz allem Italienisch und viele sprechen zudem den frankoprovenzalischen Dialekt.
So ist aber auch eine deutsche Mundart zu finden und zwar in den Städtchen Gressoney la Trinité, Gressoney Saint Jean und Issime.
Muttersprachlicher Unterricht wird bevorzugt, um die sprachlichen wie teilweise auch kulturellen Minderheiten zu schützen. Etwa 1.000 Menschen sprechen zudem Walserdeutsch.
Politische Verhältnisse
Seit 1948 ist Aostatal eine autonome Region in Italien. Der Regionalrat besteht aus insgesamt 35 Regionalräten und der Präsident, derzeit Pierluigi Marquis (Stella Alpina), steht dem Regionalausschuss vor.
Nach einem Mehrheitswahlrecht wird im römischen Parlament der Senator mit seinen Abgeordneten gewählt. Die Bewegung Union Valdôtaine dominiert sehr stark das politische Geschehen. So war es auch möglich das sie einen ihrer eigenen Kandidaten an die Senatsspitze setzen konnten. Weitere politische Unionen sind Stella Alpina, Fédération Autonomiste und Popolo della Libertá. Als Nationalhymne gilt ein Volkslied – „Montagnes valdôtaines“ mit der Melodie von Alfred Roland.
Wirtschaftliche Lage und Infrastruktur
Wegen des wesentlichen Einflusses durch das Weinanbaugebiet und den Käse ist die Landwirtschaft ein wichtiger Wirtschaftszweig für die Region Aostatal. Daneben steht ebenso bedeutend der Tourismus, der ebenfalls einen sehr wichtigen wirtschaftlichen Status inne hat.
In Courmayeur und Breuil-Cervinia sind viel besuchte Wintersportorte, die zudem mit dem Zermatt in Verbindung stehen. Aostatal ist eine der sehr wohlhabenden Regionen von Italien und das Durchschnittseinkommen liegt bei etwa 66.400 Euro. Die Arbeitslosenquote liegt ungefähr bei gerade einmal 3,2 Prozent durchschnittlich – gegenüber den südlichen Regionen schon ein beträchtlicher Unterschied.
Die stark befahrende A5 kommt von Turin und führt durch das gesamte Aostatal. Hier besteht eine Verbindung durch den Mont-Blanc-Tunnel zur französischen A40. Der Kleine Sankt Bernhard, ein Alpenpass, stellt die Verbindung zu Bourg Saint Maurice, einer französischen Ortschaft, her. Der Große Sankt Bernhard verbindet dagegen das schweizerische Martigny mit Aosta.
Im gesamten Aostatal besteht von Oktober bis April die generelle Winterreifenpflicht oder variabel Sommerreifen mit Schneeketten. Wer ohne diese erwischt wird, muss bis zu 80 Euro Strafe zahlen. Es würde sich allerdings lohnen welche aufzuziehen, da die Straßen an sich nicht oder sehr gering gestreut sind.