Im Laufe der Jahrhunderte wurde Italien immer wieder von Überschwemmungen (alluvioni) und disaströsen Ereignissen heimgesucht, die in Verbindungen mit gravierenden Überflutungen stehen. Nicht immer gab es Todesopfer zu beklagen, wenn beispielsweise der Po über seine Ufer trat. Manchmal richtete er auf Feldern und in den Gehöften Schäden an, die für die dortlebenden Menschen zwar gravierend waren, aber auf der anderen Seite er ein fruchtbares Schwemmland hinterließ, was insbesondere den Reisanbau im Piemont förderte. Auch in anderen Gebieten Italiens kam es zu Überschwemmungen. Insbesondere sei hier der Süden mit Kalabrien, Kampanien und Sizilien genannt, der des Öfteren von Katastrophen heimgesucht wurde. Genua in Ligurien und das Veneto blieben ebenso nicht verschont. Das schlimmste Unglück Italiens dieser Art ereignete sich jedoch 1963, als eine Lawine aus Felsbrocken in den aufgestauten See des Vajont fiel, das Wasser über den Staudamm schwappte und damit in Sekundenschnelle über 2.000 Menschenleben auslöschte.
03.11.2023: Schwere Überschwemmungen in der Toskana
Der Sturm Ciaran hat in der Toskana schwere Überschwemmungen insbesondere in den Provinzen Prato, Livorno, Pisa, Pistoia und Florenz hervorgerufen. Im Norden und Westen von Florenz sind es die stärksten Regenfälle der letzten 50 Jahre. Innerhalb von drei Stunden fielen 200 Millimeter Regen. Die Regierung hat den nationalen Notstand ausgerufen und 5 Millionen Euro bereitgestellt. Aktuell wurden 7 Tote und 2 Vermisste gemeldet. Unter den sieben Opfern ist auch ein Mann, der einen Stromschlag erlitt, da er versuchte, den Strom in seinem Keller abzustellen.
Straßen verwandelten sich innerhalb weniger Minuten zu Sturzbächen und rissen alles mit sich, was nicht niet- und nagelfest war. Zahlreiche Autos wurden davongeschwemmt. Bahnstrecken und die Autobahn A11 zwischen Firenze Ovest und Pistoia sind gesperrt, Schulen geschlossen. Der Hafenverkehr wurde in Piombino wegen starker Winde eingestellt. Schlimm ergeht es insbesondere Campi Bisenzio, wo der Fluss Bisenzio über die Ufer trat. In Pontedera wurde die Stadt und das Krankenhaus überflutet.
Mobile Kolonnen des Roten Kreuzes, der Feuerwehr und des Zivilschutzes sind aus ganz Italien in der Toskana eingetroffen. Rund 20.000 Menschen haben kein Strom.
07.06.2023: Überschwemmungen in der Emilia-Romagna
07.06.2023: Todesfälle durch die Überschwemmungen
In der Emilia-Romagna sind etliche Personen durch das Hochwasser ums Leben gekommen. Die Geschichten sind unterschiedlich: mal ertranken Menschen, als sie schliefen und das Hochwasser sie überraschte, mal starben sie durch einen Stromschlag, als sie versuchten, ein Haushaltsgerät noch vor dem Hochwasser zu retten und mal konnten sie sich nicht mehr aus der Wohnung befreien, als das Wasser stieg. Insgesamt gibt es sieben Todesopfer, für die zunächst keine strafrechtliche Anklage erhoben wurde. Nun wird gegen Unbekannt wegen Todschlags ermittelt. Die Staatsanwaltschaft beschloss nun, die Messlatte für die Überprüfung dieser Todesfälle höher zu legen: Die Fallakten der getöteten Personen, die ursprünglich ohne eine Verbrechenshypothese eröffnet wurden (Modell 45), werden nun als hypothetischer Fall des Totschlags gegen Unbekannt (Modell 44) geführt.
04.06.2023: Strände geöffnet bis auf eine Ausnahme
Insgesamt geben die Behörden die Strandabschnitte der Emilia-Romagna frei. Die Gewässer der gesamten Riviera von Ferrara bis Cattolica sind wieder zum Baden geeignet, mit Ausnahme des Strandabschnitts vor Casalborsetti in der Gemeinde Ravenna, 100 Meter nördlich der Mündung des Kanals Destra Reno. Das heißt: 97 von 98 Strände sind zum Baden geeignet.
Am 30. Mai 2023 wurden alle Strandabschnitte von Arpae untersucht. Dabei wurden zunächst 19 Strände freigegeben.
Seit 2. Juni 2023 sind folgende Strandabschnitte freigegeben:
- Milano Marittima (Abschnitt nördlich des Kanalhafens und 50 Meter südlich des Hafens von Cervia)
- San Mauro
- Ravenna
- Cervia
- San Mauro Nord
- Savignano a Mare in der Provinz Forlì-Cesena
- Goro (Ferrara) und Scanno di Goro
Gesperrt ist weiterhin folgender Strandabschnitt:
- Casalborsetti
Bis zum 2. Juni wurden Escherichia coli an folgenden Strandabschnitten gefunden:
- Marina Romea
- Casalborsetti Nord und Süd
- Campingplatz Casalborsetti
Enterokokken wurden an folgenden Stränden noch bis 2. Juni gefunden:
- Marina di Ravenna
- Lido Adriano
- Cervia Milano Marittima
- Cervia
- San Mauro Mare Sud und Nord
- Savignano a Mare in der Provinz Forlì-Cesena
- Goro (Ferrara) und Scanno di Goro
31.05.2023: Wasserqualität an der Adria wird untersucht
Durch die Überschwemmung in der Emilia-Romagna wurde viel Abfall und kontaminiertes Wasser auch ins Meer geschwemmt. Dadurch ergibt sich nun laut Experten ein gewisses Risiko für Badegäste. Um die Badequalität aufrechtzuerhalten, erklärt der Generaldirektor der AUSL Romagna, Tiziano Carradori, diesbezüglich:
„Wir müssen ein hohes Maß an Aufmerksamkeit aufrechterhalten, insbesondere was die Badequalität der Adria betrifft. Die in der Verordnung vorgesehenen Meeresabschnitte werden beprobt. Im Moment sehen wir das Risiko nur im Zusammenhang mit stehendem Wasser, und wir können es mit Impfstoffen und dem Tragen von Handschuhen, Stiefeln und gegebenenfalls Masken eindämmen“.
eneraldirektor der AUSL Romagna, Tiziano Carradori
Es bleibt also abzuwarten, inwieweit die Wasserqualität an der Adria tatsächlich beeinträchtigt sein wird.
29.05.2023: 100.000 Tonnen Abfall müssen entsorgt werden
In der Emilia-Romagna müssen allein durch das Hochwasser 100.000 Tonnen Abfall entsorgt werden. Dies entspricht etwa die Müllproduktion von rund 10 Monaten. Der Geschäftsführer von Hera Ambiente, einer Tochtergesellhscfat der Abfallwirtschaft, erklärt, dass es ungefähr zwei Wochen dauern wird, bis der gesamte Abfall beseitigt sein wird. Danach werden in rund anderthalb Monaten die ersten Lagerflächen geräumt werden, was rund vier bis sechs Monate andauern wird. Insgesamt handelt es sich um rund 100.000 Tonnen Abfall, die beseitigt werden müssen.
Aktuell nähert sich die Provinz Bologna wieder der Normalität an. Die Provinzen Ravenna und Faenza-Forlì stehen noch zum Teil unter Wasser.
26.05.2023: Impfungen gegen Tetanus gestartet, Seuchengefahr steigt
In Conselice beginnen heute die Tetnaus-Impfungen. Grund dafür ist das weiterhin langsam zurückgehende Hochwasser, das – so Experten – verseucht sein könnte. Das Wasser ist mit Exkrementen, Chemikalien, Kadavern, Ratten und anderweitigen Stoffen kontaminiert und lässt das Risiko an Seuchen und Krankenheiten extrem steigen. Die im Hochwasser zurückgebliebenen oder zurückkommenden Einwohner verschanzen sich in ihren Häusern und gehen nur mit Handschuhen, Stiefeln und anderen Accessoires aus dem Haus, um sich vor einen Kontakt mit dem Wasser zu schützen. Andere wiederum gehen mit dem Schlauchboot einkaufen.
Die Ortschaften Ravenna, Alfonsine, Bagnacavallo und Lugo hatten in der Vergangenheit schon des Öfteren mit Überschwemmungen zu kämpfen gehabt. Der Bürgermeister von Ravenna, Michele De Pascale, erklärt diesbezüglich: „Bisher haben uns die in der Vergangenheit durchgeführten Entwässerungsarbeiten und die Pumpensysteme geschützt, aber mit dem Klimawandel reichen sie nicht mehr aus.“ Die überschwemmten Städte gehen aktuell über die Romagna hinaus und zwar bis nach Budrio und Molinella bis in die Provinz Bologna.
Das Hochwasser geht nur langsam zurück. In Fornace Zarattini, einem Ortsteil von Ravenna mit rund 1.500 Einwohnern, steigen üble Gerüche auf. Das Wasser steht hier immer noch bei rund 20 bis 30 cm trotz zusätzlicher Wasserpumpen. In Bagnacavallo trat der Lamone über die Ufer und überschwemmte den Ortsteil Villanova, in dem 4.000 Einwohner leben und der noch immer unter Wasser steht. Das Hochwasser stand bei einem Meter und ist nun auf 20 cm zurückgegangen, wie die Bürgermeisterin Eleonora Proni mitteilt. Auch in diesem Teil sind 30 zusätzliche Wasserpumpen im Einsatz.
Am schlimmsten ist aktuell aber die Lage in Conselice, wo das Wasser sehr schlammig ist und nur sehr langsam zurückgeht. Selbst mit 100 Helfern aus aus anderen Ländern wie Slowenien und Frankreich konnte bisher der Pegelstand nicht drastisch vermindert werden. Das Problem liegt unter anderem im Kanal von Destro Reno, der kein Wasser mehr auf die Schnelle aufnehmen kann, wie ein Mitarbeiter von Bürgermeisterin Paola Pula erklärt. Dadurch besteht weiterhin die Gefahr, dass auch andere Ortsteile und benachbarte Dörfer überschwemmt werden. Hinzu kommt, dass Conselice etwa 20 km vom Meer entfernt liegt und das Wasser somit nicht so schnell wie in Ravenna abfließen kann, denn Ravenna liegt nur 5 km von der Küste entfernt.
23.05.2023: Pegelstände sinken langsam, morgen erneut Regen erwartet
In der Emilia-Romagna sinken die Pegelstände der Flüsse nur sehr langsam. Morgen werden zudem Gewitter mit Regenfällen erwartet, was die Situation nicht vereinfacht. Es gilt weiterhin die Alarmstufe Rot wegen Überschwemmungsgefahr. In den bergigen Gebieten der Region kann es weiterhin Erdrutsche geben. Die Schulen bleiben weiterhin geschlossen, bis auf Ravenna, wo sie zum Teil geöffnet werden. Einige Eisenbahnstrecken laufen wieder, jedoch ist der Großteil noch nicht in Betrieb. Außenminister Tajani wird heute in Forlì erwartet. Die Staatsanwaltschaften von Ravenna und Forlì haben Ermittlungen wegen fahrlässiger Katastrophen eingeleitet. Das Dekret über die Wiederaufbauhilfe von etwa 100 Millionen Euro wurde nun vom Ministerrat gebilligt. Zusätzlich sollen weitere Hilfen folgen. Der stellvertretende Wirtschaftsminister Maurizio Leo teilt dazu mit, dass die Regierung an Lotterien und den Erlös von Autos, die von der organisierten Kriminalität beschlagnahmt wurde, denkt. Hier könnte man finanzielle Mittel erwarten. Es ist zu erwarten, dass Italien, wahrscheinlich schon in den nächsten Stunden, einen Antrag auf Inanspruchnahme des Europäischen Solidaritätsfonds stellt, denn die Schäden gehen in die Milliardenhöhe. Bereits vor elf Jahren bei einem Erdbeben in der gleichen Region stellte Italien einen Antrag. Damals ging es um 670 Millionen Euro bei einem Schaden von 12 Milliarden Euro.
21.05.2023: Aufräumarbeiten in der Emilia-Romagna, Po tritt über die Ufer
Heute ist der Po in Villafranca Piemonte, an der Grenze zwischen den Provinzen Cuneo und Turin, über die Ufer getreten, nachdem er den Schutzpegel von 4 Metern erreicht hatte. Im Piemont regnete es bereits seit Tagen. Indessen gehen die Aufräumarbeiten in der Emilia-Romagna weiter. Heute war ein weitestgehend warmer Tag ohne Regen in der Region.
20.05.2023: Helikopter abgestürzt, morgen weiterhin Alarmstufe Rot
Heute ist in Italien viel passiert. Die Bilanz: über 36.000 Vertriebene, neue Überschwemmungen und Erdrutsche in der Emilia-Romagna. Ebenso herrscht in weiteren Regionen Italiens eine erhöhte Gefahr für Erdrutsche und Überschwemmungen, denn die Regenfälle halten an. Die Premierministerin Meloni wird morgen in der Emilia-Romagna erwartet. Dann wird über die Hilfen für die Hochwasseropfer entschieden. Zudem gab es heute einen Hubschrauberabsturz in Lugo, bei dem vier Personen verletzt wurden. Ein Teil der Autobahn wird wieder geöffnet, bleibt aber in der Nacht geschlossen. Es hagelt zahlreiche Stornierungen in Hotels an der Riviera. 200 Menschen wurden aus der Stadt Conselice evakuiert und nach Imola gebracht, wie die Stadtverwaltung von Imola mitteilt. Die Provinzstraße 9, die die Gemeinden Sassuolo und Prignano verbindet, wird ab Mitternacht wegen eines Erdrutsches nahe der Pescale-Brücke gesperrt. Was die Autobahn A 14 angeht, so wird diese nach Anordnung von Autostrade per l’Italia zwischen Forlì und Faenza in beiden Richtungen in drei aufeinanderfolgenden Nächten wie folgt gesperrt: von heute Abend 21 Uhr bis morgen früh, Sonntag, 21. Mai, 8 Uhr. Dann wieder morgen von 21 Uhr bis Montag 6 Uhr und von Montag 21 Uhr bis Dienstag 6 Uhr. Für morgen wird zudem für einen Teil der Emilia-Romagna die Alarmstufe Rot ausgerufen. Bisher wurden in der Emilia-Romagna mindestens 400 Millionen Kilo Weizen vernichtet. Das ist viel, wenn man bedenkt, dass die Emilia-Romagna ein Drittel des nationalen Weizens anbaut. Die Obsternte wird die nächsten vier bis fünf Jahren brauchen, um sich zu erholen, da das Wasser die Bäume regelrecht erstickt hat. Dies geht aus der von Coldiretti durchgeführten Schadensbeobachtung hervor. Mehr als 5.000 landwirtschaftliche Betriebe wurden in der Emilia-Romagna bisher durch das Hochwasser verwüstet. Viele der gehaltenen Tiere sind ertrunken. In Bologna hat heute der Bürgermeister eine Verordnung unterzeichnet, bei der Parks, Gärten und Grünflächen entlang von Wasserläufen in der Stadt nicht betreten werden dürfen. Zudem darf sich nicht unter Bäumen aufgehalten werden. Ebenso verboten ist das Parken entlang aller Wasserläufe in der Stadt. Das gilt auch für Kanäle sowie für Brücken. Der Schienenverkehr ist weiterhin stark eingeschränkt. Für Reisende wird empfohlen, die Aushänge an den Bahnhöfen zu beachten und die Website von Trenitalia für Informationen aufzurufen. Die Eisenbahnlinie Ravenna-Rimini soll Anfang nächster Woche wieder in Betrieb gehen. Die Linie Faenza-Rimini soll ab Montag nur zwischen Forlì und Rimini laufen. Die Strecken Faenza-Lavezzola und Faenza-Marradi sind noch unklar. In Belricetto di Lugo in der Provinz Ravenna ist heute ein Hubschrauber abgestürzt. Er wurde wegen eines Stromleitungsschadens eingesetzt und sollte diesen beheben. Nach ersten Rekonstruktionen versuchte der Pilot eine Notlandung, die aber schief ging. Die vier Personen an Bord wurden von der Feuerwehr geborgen, mit einem Hubschrauber abtransportiert und in die Krankenhäuser in Cesena und Bologna gebracht.
19.05.2023: 14 Tote, Warnung auch für den Piemont
Für den 20. und 21. Mai 2023 wurde nun auch für den Piemont eine Warnung herausgegeben. Durch die anhaltenden Regenfälle, die sich am morgigen Samstag und am Sonntag im Piemont verstärken sollen, sind Überschwemmungen und Erdrutsche nicht ausgeschlossen. In der Emilia-Romagna steigt die Anzahl der Todesopfer auf 14. Die Lage ist weiterhin dramatisch. In vielen Häusern steht noch immer das Wasser. Schlamm erschweren die Aufräumarbeiten, die schon im Gange sind. Viele Jugendliche beteiligen sich daran und versuchen bei älteren Menschen die Wohnungen und Häuser vom Schlamm zu befreien. Der öffentliche Fern- und Nahverkehr ist weiterhin stark eingeschränkt. Die A 14 ist zum Teil gesperrt. Es bildeten sich heute lange Staus.
18.05.2023: 13 Tote, Tausende ohne Strom, 24 Gemeinden überflutet
Die Lage in der Emilia-Romagna ist weiterhin tragisch. Tausende Menschen sind aus ihren Häusern geflüchtet. Ravenna meldete heute fünf Opfer, die zu denen von gestern hinzukommen, allerdings hat ein Mann doch überlebt, weshalb die Todeszahl heute auf 4 Menschen steigt. 24 Gemeinden sind überflutet. Alle Flüsse der Region Emilia-Romagna traten über die Ufer. Die Bilanz: In 36 Stunden regnete es in der Region so viel wie in sechs Monaten.
So standen Faenza, Teile von Cesena und Forlì sowie viele andere große Städte wie Bologna und Rimini unter Wasser. Besonders gefährlich war es in einigen Gebieten, wo das Wasser innerhalb von Minuten rasant anstieg und sogar die ersten Stockwerke der Häuser erreichte. In Bologna standen einige Stadtteile unter Wasser. Alle Züge wurden gestoppt. Die Versorgung in Krankenhäusern wird aktuell mit Stromaggregaten sichergestellt. Insgesamt sind in der Region 700 Feuerwehrleute im Einsatz. Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sicherte den Betroffenen heute Hilfe zu. Dies könnte ein Gesetzesdekret sein, aber es wird auch eine Aussetzung der Steuerverpflichtungen in Betracht gezogen.
17.05.2023: Die Bilanz: 9 Tote, eine Frau 20 km weiter weggespült
Die Überschwemmungen in der Emilia-Romagna halten an. Auch am 18.05.2023 gilt weiterhin die Alarmstufe Rot. Insgesamt sind bisher 9 Tote zu beklagen. Eine Frau wurde 20 km weiter weggespült und am Strand tot aufgefunden. Sauro Manuzzi und seine Frau Palma Maraldi waren Besitzer eines Bauernhofs. Sie wollten am 16.05.2023 um 22 Uhr einen Rundgang auf ihrem Hof machen, um die Schäden zu begutachten, wurden dann aber von einer Welle weggeschwemmt. Drei weitere Personen wurden ebenso leblos aufgefunden. Auch eine Deutsche soll ums Leben gekommen sein. Sie soll tot an der Küste von Cesenatico gefunden worden sein. Aktuell fahren keine Züge. Der Zugverkehr ist komplett gestoppt. Zudem steht die Autobahn A 14 unter Wasser und ist nicht befahrbar. Ein Ersatzverkehr mit Bussen ist eingerichtet. Wer nicht unbedingt in die Emilia-Romagna muss, sollte dort auch nicht hinfahren. Die Zustände sind aktuell dramatisch. Eine schnelle Hilfe kann wegen des Hochwassers nicht gewährleistet werden.
16.05.2023: In der Emilia-Romagna halten die Überschwemmungen weiter an. Rund 6.000 Menschen müssen noch evakuiert werden. Der Wildbach Ravone hat in Bologna starke Überschwemmungen verursacht und ganze Stadtteile unter Wasser gesetzt. Die Schulen sind von Bologna bis Rimini geschlossen. In Faenza fordert der Bürgermeister die Bewohner auf, in die oberen Stockwerke zu ziehen. In der Emilia-Romagna herrscht nach wie die Stufe Rot wegen Regen, Überflutungsgefahr und möglichen Erdrutschen. Auch Cesena steht unter Wasser sowie viele weitere Ortschaften. Der Fluss Montone hat in Forli ebenso Überschwemmungen verursacht. Auch in Rimini gibt es Überschwemmungen. Die Situation ist gravierend, denn viele Häuser, Schulen und Krankenhäuser stehen unter Wasser, Autos werden weggeschwemmt, Straßen verwandeln sich in reißende Flüsse. In der Emilia-Romagna fährt aktuell kaum eine Bahn und Bus regelmäßig, da weite Teile überschwemmt sind. Ein Ersatzverkehr wird angeboten. Oft findet dieser in Form von Bussen statt.
12.05.2023: Überschwemmungen im Piemont
Im Piemont gibt es seit 11.05.2023 starke Regenfälle sowie unwetterartige Gewitterschauer mit tischtennisgroße Hagelkörner. Unter anderem wurden ganze Ernten vernichtet. Besonders im Valle Maira, in der Provinz Cuneo und in der Provinz Turin gibt es heftige Regenschauer, die sich auch noch über einige Tage hinziehen sollen. Dabei sind insbesondere in der Provinz Cuneo Straßen überflutet worden. Aktuell werden die Schäden auf 2 Millionen Euro geschätzt.
04.05.2023: Überschwemmung in der Emilia-Romagna
Wegen heftiger Regenfälle bildete sich zwischen Massa Lombarda (Ravenna) und Imola (Bologna) beim Wildbach Sillaro, ein Nebenfluss des Reno, ein Dammbruch. Zudem gab es zahlreiche Meldungen über Erdrutsche und Baumstürze, die zu Straßensperrungen führten. In Ozzano dell’Emilia ebenso der Wildbach Quaderna über die Ufer getreten. In Bologna überflutete der Fluss Ravone die Via del Chiu und die Via Saffi. Viele weitere Überflutungen folgten.
Die aktuelle Lage in der Emilia-Romagna
Update 12.05.2023: 1 Milliarde Euro Schaden
Der Präsident der Region Emilia Romagna, Stefano Bonaccini, gibt eine erste Schätzung der verursachten Schäden durch die Überschwemmung in der Emilia-Romagna ab:
„Wir haben den Schaden auf eine Milliarde geschätzt, sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich. Wenn wir in Kürze die genauen Zahlen erhalten, werden wir nicht mehr viel davon abweichen. Der Besuch von Minister Musumeci ist ein starkes Zeichen für die Nähe der Regierung, die wir sehr schätzen. Wir verpflichten uns, alles wieder aufzubauen, und zwar in einer kurzen und sicheren Zeit. Wir brauchen sicherlich die Mittel, aber wir brauchen auch ein Regelungsinstrument, ein spezielles Gesetzesdekret, das es uns ermöglicht, die Verfahren zu beschleunigen und zu entbürokratisieren, vor allem für die Unternehmen, angefangen bei den landwirtschaftlichen Betrieben, für die Arbeitnehmer, für die Familien.“
Update 05.05.2023: 2 Tote und 5000 Evakuierte
Bisher gibt es durch die Überschwemmungen in der Emilia Romagna, 2 Tote und einen Vermissten zu beklagen. 5.000 Menschen sind nun von Evakuierung bedroht. Ab 5. Mai 2023 gilt in vier Gebieten der Emilia-Romagna die Alarmstufe Rot. Betroffen sind die Ebenen des Reno und seiner Nebenflüsse sein wie auch die Hügel von Bologna, die Küste der Romagna und die niedrigen Hügel und Ebenen der Romagna.
Die Orangefarbene Alarmstufe wiederum gilt für die Secchia- und Panaro-Ebenen von Modena, die Bologneser Berge, die hohen Hügel der Romagna und die Berge der Romagna.
Das Risiko für Erdrutsche ist weiterhin hoch. Es werden von Expertenseite Erdrutsche in allen betroffenen Gebieten erwartet, wie italienische Medien am 6. Mai 2023 mitteilen.
In den letzten 50 Jahren wurden im Raum Bologna keine ähnlich starken Regenfälle im Mai verzeichnet, obwohl es in der Vergangenheit zu Spitzenwerte von über 60-70 mm am 5. Mai 2019, bis zu 50 mm am 26. Mai 2015 und 30. Mai 2014 kam. Die Emilia Romagna erlebte aber bereits schwere Überschwemmungen mit Spitzenwerten von über 250 mm in drei Tagen wie im November 1966, aber auch in der Region Piacenza im September 2015.
16.09.2022: Überschwemmung der Region um Ancona
Seit Nachmittag, den 15.09.2022, regnete es in Folge einiger sich selbst regenerierender Gewitter sehr stark zwischen den Provinzen Ancona und Pesaro Urbino – so viel, wie es eigentlich in einem halben Jahr regnet. Durch den ausgedörrten Boden in Folge monatelanger Dürre kam es zu einer enormen Überschwemmung in den Provinzen Ancona und Pesaro Urbino. Insgesamt sind 180 Feuerwehrleute im Einsatz. Anwohner berichten, dass die Flüsse am 15.09.2022 noch nahezu ausgetrocknet waren, in der Nacht zum 16.09.2022 jedoch stark anschwollen und auch über die Ufer traten, was zu verheerenden Verwüstungen führte.
Das Osservatorio Anbi sule Risorse Idriche verbreitet einige Daten des regionalen hydropluviometrischen Wetternetzes der Marken: In Cantiano, der am stärksten von Überschwemmungen betroffenen Gemeinde, fielen von 15.00 bis 22.30 Uhr am 15.09.2022 420 mm Regen (davon fast 200 mm zwischen 17.00 und 19.00 Uhr), was etwa die Hälfte der Regenmenge des gesamten Jahres 2021 entspricht. Dabei sank die Temperatur von 26 Grad um 14.00 Uhr auf 17,3 Grad um 16.00 Uhr. In Barbara fielen von 15.00 bis 22.45 Uhr 127 mm Regen, davon 80 mm von 17.30 bis 19.30 Uhr, in Scheggia hingegen 187,2 mm. In Senigallia, fielen nur 5,6 mm Regen, allerdings trat der Fluss Misa über die Ufer: um 22 Uhr hatte er einen Pegelstand von 21 cm, um 23.45 Uhr bereits 5,31 m. Der Fluss Sentino, der in den letzten Tagen einen negativen Pegelstand von -41 cm aufwies, war um 19.30 Uhr auf 3,67 m angestiegen.
Es werden 11 Tote, 50 Verletzte und 2 Vermisste beklagt, darunter auch 2 Kinder. Der Bürgermeister von Sassoferrato Maurizio Greci erklärt: „Wir hatten keine besondere Warnung erhalten, nur eine gelbe Warnung“.
Die Katastrophe in der Region Marken wurde durch ein sich selbst regenerierendes Gewitter verursacht, wie Antonio Sanò, Direktor von IlMeteo.it, erklärt: „Gewitter, die in Bergregionen entstehen, bewegen sich mit den Strömungen in der Höhe in Richtung Ebene oder Meer, wo sie sich entladen. Dieses Mal ist ein außergewöhnliches Ereignis für die Region Marken eingetreten.“ Das gesamte Gebiet um Senigallia ist mit Wasser und Schlamm völlig überflutet.
Von den 400 Schulen in der Provinz Ancona sind etwa 100 stark beschädigt, sodass die Schüler nicht in die Schule gehen können. Es wird versucht, den Schulstoff digital zu vermitteln.
21. November 2019 – Überflutung des Po
Ab dem 21. November 2019 traten durch langanhaltende Regenfälle im Piemont und Ligurien massive Überschwemungen auf, die durch den Übertritt des Po aus seinem Becken und der Nebenflüsse verursacht wurden. Dabei wurden insgesamt 3 Menschen getötet. Ein Viadukt zwischen Torino und Savona stürzt auf dem ersten Abschnitt der A6 ein. Durch viele Erdrutsche sind etliche Ortschaften in der Provinz Alessandria abgeschnitten. Insgesamt richteten die Überschwemmungen in Norditalien große Schäden an.
5. Mai 1998 – Lahar um Sarno und Quindici
Die Überschwemung, die sich als Lahar in Kampanien zeigte, brachte insgesamt 160 Tote. Betroffen waren die Ortschaften Sarno (SA), Quindici (AV), Siano (SA), Felice a Cancello (CE) und Bracigliano (SA). Am 05. Mai 1998 nahm das Unheil seinen Lauf, als sich durch massive Regenstürze das Sediment, das vornehmlich um den Vesuv aus pyroklastischen Strömen und Kalkstein besteht, lockerte und den Hang als Geröll- und Schlammflut herabrutschte. Im Normalfall sind beide Schichten, also Kalkstein und die darüberliegenden Schichten der pyroklastischen Ströme durch die umgebende Vegetation und auch durch den Terrassenbau miteinander fest verbunden. Allerdings haben wiederholte Brände in den künstlich geschaffenen Terrassen dazu geführt, dass beide Schichten sich lockerten und durch die massiven Regenfälle von 240 bis 300 mm in 72 Stunden abgingen. Der erste Erdrutsch erfolgte gegen 15 Uhr am 05. Mai und begrub die ersten Anwohner. Danach folgten weitere Abgänge. Der verheerende Lahar folgte jedoch erst um 23:31 Uhr in der Nacht zum 06. Mai, als er mitunter ein gesamtes Krankenhaus unter sich begrub.
5. November 1994 – Überschwemmung im Piemont
Am 5. und 6. November 1994 kam es in den Provinzen Asti, Turin, Cuneo und Alessandria zu einer katastrophalen Überschwemmung der Flüsse Tanaro, Po und einigen Nebenflüssen, insbesondere durch den Belbo. Die Überschwemmung hinterließ 70 Tote und 2.226 Geflüchtete. Nachdem es drei Tage lang über 600 mm in 48 Stunden gegossen hatte, formierte sich der Tanaro zu einem reißenden Strom, der nun in Ormea eine Flutwelle bildete, die Richtung Tal seinen Lauf nahm. Auf dem Weg verwüstete die Flutwelle alle am Fluß liegenden Ortschaften, insbesondere Asti, Alba und Ceva, bis sie am 7. November auf den Po traf. Zu gleicher Zeit schwoll der Belbo an und verwüstete ebenso alles auf seinem Weg bis zum Po. Als beide Wellen auf den Po trafen, überschwemmte dieser und hinterließ erhebliche Schäden. Auch die Nebenflüsse Dorea Baltea und Orco schwollen massiv an und traten über ihre Ufer. Durch die Überflutung des Po stürzte die Brücke auf Höhe Chivasso ein, das Kernkraftwerk Enrico Fermi stand unter Wasser und 2.226 Personen verloren ihr Hab und Gut.
18. Juli 1987 – Katastrophe von Valtellina
Die Überschwemmung von Valtellina besteht vielmehr aus einer Serie von Naturkatastrophen, die zwischen dem 18. und 28. Juli 1987 in der Provinz Sondrio, insbesondere in Valdisotto und Tartano, ihren Lauf nahmen. Es starben durch Erdrutsche, Schlammlawinen und Überflutungen insgesamt 53 Personen. Die Ereignisse, die durch Wolkenbrüche hervorgerufen wurden, hinterließen Schäden von 4.000 Milliarden Lire, was heute in etwa 2 Milliarden Euro entspricht.
19. Juli 1985 – Dammbruch von Val di Stava
Das Desaster von Val di Stava gehört zu den größten Tragödien in Italien. Bei diesem Unglück starben 268 Personen. Am 19. Juli 1985 ereignete sich in Italien, in der Region Trento, im Val di Stava ein bestialisches Unglück, was noch heute unvergessen ist. Über den Kopfen der Einwohner von Stava in der Gemeinde Tesero befanden sich zwei Staudämme, die jedoch in erster Linie als Auffangbecken für das angrenzende Bergwerk galten. 1961 wurde das erste Becken mit einer Dammhöhe von 9 m errichtet, was schnell durch das ständige Zuführen des Abfallmaterials der Mine zu klein wurde. Es wurde auf 25 m aufgestockt. Man errichte deshalb 50 m tiefer ein zweites Becken 1969. Auch dieses wurde schnell randvoll gefüllt. Genau um 12:22:55 Uhr ereignete sich das Unglück. Das obere Becken brach und alles Schlamm, Sand, Wasser und Schlick stürzte in das darunterliegende Becken, was durch die Gewalt der herabstürzenden Schlamm- und Wassermassen ebenso brach. In einem Augenblick ergoss sich die gesamte Masse mit einer Geschwindigkeit von 90 km pro Stunde ins Tal hinab und fegte alles weg, was ihm im Weg war. Es wurden so drei Hotels, 53 Häuser, 6 Lagerhäuser und 8 Brücken zerstört. Die Schammlawine rollte mit 180.000 Kubikmetern Wasser und Schlamm sowie 50.000 Kubikmetern Geröll, Bäumen und alles, was mitgerissen wurde, 4,3 km bis zum Fluss Avisio. Es haben nur wenige Personen dieses Unglück überlebt.
7. Oktober 1970 – Überschwemmung in Genua
Die Überschwemmung in Genua am 7. Oktober 1970 kostete 35 Menschen das Leben, 8 Personen gelten seither als vermisst und rund 2.000 mussten flüchten. Starke Regenfällte von 948 mm Regen in 24 Stunden brachte die Bäche Bisagno, Leira, Polcevera, Fereggiano, Sturla, Chiaravagna und Cantarena zum Überlaufen. Die Stadtteile Marassi, Foce, Brignole, Sestri Ponente, Voltri, San Fruttuoso und Molassana waren am stärksten von der Überschwemmung betroffen. Auch in den umliegenden Provinzen kam es zu Überflutungen. Am meisten betroffen war Masone. Am 4. November 2011 und am 9. Oktober 2014 kam es zu ähnlichen Überschwemmungen in Genua, wobei 2014 schlimmer als 1970 war.
2. November 1968 – Überschwemmung Vallestrona
Der disaströsen Überschwemmung in Italien gingen gewaltige Luftströmungen am 01. November voraus, die dafür sorgten, dass das südliche und später das nördliche Piemont durch heftigste Regenfälle überflutet wurde. Unter Wasser standen nicht nur Asti, Alba und Monferrato, sondern damit auch Großunternehmen, wie Ferrero in Alba, Cinzano di Santo Stefano Belbo, Gancia di Canelli und weitere. Am späten Morgen des 2. November verdunkelte sich der Himmel über das Biellese und es goss erbitterlich. Die Regenschauer wurden schlimmer, wodurch sich erste Erdrutsche ergaben. Bäche liefen über. Zwei Arbeiter im Vallemosso wurden durch abgehende Erdrutsche gegen 14 Uhr nach Schichtende mitgerissen, wodurch einer sich auf wundersamer Weise an einem Baum festklammernd sich retten konnte, der andere hingegen wurde stromabwärts geschoben und unter den Schlammmassen begraben. Am frühen Nachmittag fiel das Stromnetz im Biellese aus. Es bildete sich eine erste Flutwelle, die sich in Richtung Salussola ausbreitete und etliche Menschen mit sich riss. Zur gleichen Zeit entwickelte sich ein starkes Unwetter über dem Biellese, was zu weiteren Erdrutschen führte, die schließlich die reißenden Bäche blockierten. Trotz starker Regenfälle sank der Pegel des Wasser im Strona. Was keiner zu dieser Zeit wusste, war, dass stromaufwärts Erdrutsche den Weiterfluss verhinderten. Dieser staute sich flussaufwärts an. Zu gleicher Zeit stieg der Pegel in den aufgestauten kleineren Staudämmen zwischen Veglio und Mosso an und führte dazu, dass sie brachen. Eine Flutwelle raste ins Tal mit Schlick, Schlamm, Bäumen und Geröll hinab, stieß auf den Strona und befreite diesen von seiner Blockade. Gewaltige Wassermassen rollte nun durch das Tal, verursachten weitere Erdrutsche und ließen die kleinen Nebenflüsse Rio Frieri, Rio Caramezzana und Rio Poala zu tobenden Flüssen werden. Häuser, Bäume, Fabriken und Brücken wurden mitgerissen. Biella, Romanina und viele andere Siedlungen werden von einer Schlamm- und Wasserwelle erfasst und überflutet. Von den Panoramica Zegna lösen sich hunderte Erdrutsche, die weitere gravierende Schäden anrichten. Das östliche Biellese bleibt für Tage isoliert. Ein junges Paar, welches auf den Heimweg war und eine Brücke über den Strona überquerte, wurde von der herannahmenden Flutwelle erfasst. Eine Person wurde im Schlamm in der Nähe von Cossato stromabwärts gefunden. Die andere Person fand man am Folgetag im Auto durch Schlamm im Mund erstickt. So ereigneten sich viele tragische Schicksale im Biellese, was auch zu einer Zerstörung der an den Flüssen existierenden Textilfabriken führte.
4. November 1966 – Überflutung Florenz
Die Überschwemmung von Florenz am 4. November 1966 war eines der schwersten Tragödien der Stadt. Wegen anhaltender Regenfälle durch eine nicht endende Schlechtwetterfont stieg der Arno über seine Ufer und verwüstete das historische Zentrum von Florenz, weitere Stadtteile, wie Rovezzano, Peretola, Quaracchi und Brozzi, Pisa und große Teile der Toskana. Weiter südlich stand Grosseto komplett unter Wasser. Das Hochwasser richtete in Italien immense Schäden an. Die Uffizien und die Nationalbibliothek in Florenz (Biblioteca Nazionale Centrale di Firenze) standen neben zahlreichen weiteren historische Sehenswürdigkeiten unter Wasser. Kunstgemälde, Manuskripte, Bücher und Skulpturen versanken in den Wassermassen. Viele Freiwillige, unter anderem auch Don Lorenzo Milani, halfen bei den Aufräumarbeiten und bei der Rettung von kunsthistorischen Schätzen. Insgesamt starben bei dieser Überschwemmung in Italien 35 Personen.
9. Oktober 1963 – Desaster von Vajont
Das Unglück von Vajont am 9. Oktober 1963 stellt bisher die schlimmste Überschwemmung in Italien dar. Die Katastrophe, bei der rund 2.000 Personen starben, ereignete sich um 22:39 Uhr, als ein Bergsturz vom Monte Toc mit einer Masse von 270 Millionen Kubikmeter Stein in den aufgestauten Stausee Vajont bei Erto und Casso erfolgte. Die Staumauer, die ihre Zustimmung zum Bau am 17. Juli 1957 vom entsprechenden Ministerium erhielt, war zu diesem Zeitpunkt 261,60 m hoch und konnte einem Stauinhalt von 152 Millionen Kubikmetern Wasser standhalten. Als die Geröllmasse von 270 Millionen Kubikmetern in den See rutschte, füllte sie diesen komplett aus. Das Wasser wurde verdrängt und schwappte an den Seiten über die Staumauer und ergoss sich mit einer unvorstellbaren Wucht und Gewalt ins Tal. Die Bewohner, die sich dort aufhielten – und es waren fast alle, da es bereits 22:39 Uhr war – hatten praktisch keine Chance zu entkommen. Der Bergrutsch soll wegen der Aufwärmung des Tons auf rund 36 Grad Celsius und der gleichzeitigen Abgabe des eingespeicherten Wassers initiiert worden sein. Die Firma SADE (Società Adriatica di Elettricità), die das Staumauer-Projekt betrieb, soll bereits vor dem Unglück über die Problematik Bescheid gewusst haben. Schon vor dem Unglück kam es zeitweise zu Bergrutschen in der Gegend. Bekannt sind Abgänge aus den Jahren 1347, 1737, 1814 und 1868. Direkt in der Nähe des Vajont kam es im Jahr 1960 bereits zu einem Bergrutsch in Pontesei. Die Universität Padua prognostizierte für den Stausee des Vajont, dass ein gewaltiger, aber langsam von statten gehender Bergabrutsch in den Stausee hinein, kaum gravierende Auswirkung haben würde. Dies war ein fataler Fehler. Untersuchungen zufolge, die im Zuge vorheriger Abgänge und des merkwürdigen langsamen Abrutschens des Hanges von anfänglich noch wenigen Millimetern in Auftrag gegeben wurden, brachten hervor, dass sich im Inneren des Hangs Reste eines Bergsturzes aus paläolithischer Zeit befinden. Diese Ergebnisse versendete die SADE nicht an die entsprechenden Behörden, sondern setzte damals den Bau ungehindert fort. Die Anwohner beklagten kurz vor dem Unglück bei einem Aufstauen seltsame Knackgeräusche im Berg. Einige wollten sogar ein Zittern der Erde verspürt haben. Bis zum Tag des Unglücks rutschte der Berghang täglich immer schneller und tiefer. Anfänglich waren es nur wenige Millimeter. Es war vielmehr ein Kriechen. Am Tag des Unglücks waren es etwa 10 cm. Entgegen vieler Experten kroch der Hang nicht in den See, sondern schoss innerhalb weniger Sekunden mit gewaltiger Wucht in den Stausee und ließ eine 20 m hohe Flutwelle entstehen, die die Ortschaften Erto, Longarone, Codissago, Castellavazzo und Casso den Boden gleich machte. Insgesamt starben rund 2.000 Personen, 1.300 wurden nicht gefunden.
21. Juni 1957 – Überflutung der Isola di Ariano
Nur sechs Jahre nach dem Überflutungsdrama von Polesine schien sich das gleiche Unglück noch einmal zu wiederholen. Dieses Mal am stärksten betroffen, war das Gebiet der Isola di Ariano im Veneto. Rund 30.000 Personen mussten es verlassen, um nicht in der Flutwelle des Po zu ertrinken. Bereits in den Wochen zuvor hatte es massiv geregnet, was zu einem Anschwellen des Flusses Po führte. Insbesondere hatte das Val di Susa durch die Regenfälle mit etlichen Erdrutschen und Überschwemungen zu kämpfen, wodurch drei Personen starben und viele Schäden verursacht wurden. Eine Flutwelle bildete sich und steuerte auf das Po-Delta zu, wo sie auf die Isola di Ariano traf. Der Deich brach am 21. Juni morgens bei Cà Vendramin, wodurch die gesamte Region überschwemmt wurde. Etwa 30.000 Personen mussten fliehen.
25. Oktober 1954 – Flut in Salerno
Die Überfllutung von Salerno gehört zu den größeren Überschwemmungen in Italien. Sie zog sich beginnend vom 25. Oktober 1954 auf den 26. Oktober und verwüstete Dörfer und ganze Landstriche. Durch heftigste Regenfälle ausgelöst, schwollen die kleinen Bäche Bonea und Cavaiola an und rissen Geröll, Steine, Felsen, Bäume, Häuser und Brücken mit. Das Dorf Molina wurde samt der Ponte del Diavolo (Teufelsbrücke) von einem Erdrutsch weggerissen. Weitere Erdrutsche folgten. Die reißenden Bäche transportierten Sand, Schutt und alles, was sie weggespült hatten ins Meer. Dadurch formierte sich der heutige Strand in Vietri (spieggia di Vietri). Insgesamt wurden bei dieser Überschwemmung 318 Personen getötet, 250 verletzt und 5.500 obdachlos. Die Schäden wurden auf über 45 Milliarden Lire geschätzt.
14. November 1951 – Überschwemmung Polesine
Die Überschwemmng von Polesine 1951 gehört zu den gewaltigsten Überschwemmungen in Italien. Bei diesem Ereignis wurden 52 Prozent des gesamten Gebietes zwischen Etsch und Po überflutet, insgesamt rund 100.000 Hektar. Es starben etwa 100 Personen, 89 dabon bei dem sogenannten camion della morte, bei dem ein Lastwagen voll mit Flüchtlingen durch eine Flutwelle erfasst wurde. Allerdings haben jüngste Forschungen ergeben, dass wohl nicht alle der 89 Todesopfer mit dem Lastwagen in Verbindung standen. 180.000 bis 190.000 Personen wurden obdachlos und etwa 6.000 Rinder gingen verloren. Wie viele Nutztiere insgesamt getötet wurden, konnte nicht ermittelt werden. Zwischen 1951 und 1961 verließen die Polesine 80.183 Einwohner, was rund 22 Prozent ausmachte. Ab 2001 verließen weitere 110.000 Einwohner das Gebiet, sodass eine Abwanderung von 50 Prozent aus dem Gebiet seit 1951 verzeichnet werden kann. Zwei Wochen vor der Überschwemmung 1951 traten massive Regenfälle auf. Dies führte dazu, dass der Po und seine Nebenflüsse anschwollen und sich eine Flutwellen gigantischen Ausmaßes bildete. Es sei zu bemerken, dass die räumlichen und zeitlichen Abfolgen der heftigen Regenschauer zu dem seltenen Umstand führten, dass die Flutwellen der Nebenflüsse mit der Flutwelle des Po zu gleicher Zeit aufeinandertrafen, was wiederum eine gigantische Welle verursachte. Diese traf auf die Provinz Mantua (Montova), wo sie dank der Deich-Vorbereitungen kaum Schäden verursachte. Danach lief sie weiter in die Provinzen Ferrara Sud und Rovigo Nord, wo sie ein Desaster hinterließ. Am 14. November durchbrachen die Wassermassen das Hauptuferbett des Po in Vallone di Paviole in der Gemeinde Canaro, um 20 Uhr in Occhiobello und 20:15 Uhr in Malcantone. Dadurch wurden rund 52 Prozent der gesamten Polesine überflutet.
14. Oktober 1951 – Überflutung in Kalabrien
In nur wenigen Tagen massiver Regenfälle von 1770 mm wurden in Kalabrien 30 % der Fläche, etwa 4.600 qm, überflutet. Das Ereignis sitzt heute noch fest verankert in den Köpfen der Anwohner, brachte es doch 4.500 Obdachlose, 1.700 eingestürzte oder unbewohnbar beschädigte Häuser und insgesamt mit Sardinien 70 Tote. Durch zahlreiche Erdrutsche und Überschwemmungen wurde die Eisenbahnlinie zwischen Soverato und Reggio Calabria an 22 Stellen unterbrochen. Auch auf der Küstenstraße Superstrada 106 gab es zahlreiche Schäden. Insgesamt waren in Kalabrien (Calabria) 34 Gemeinden von dem Hochwasser betroffen. Insbesondere wurde das Gebiet Aspromonte schwer getroffen. Hier erlitten die Täler Aposcipo-Verde, Bonamico, Ammendolea und Careri enorme Schäden. In der Gemeinde San Luca wurde die gesamte Landschaft durch Erdrutsche und den starken Regenfällen verändert. In dieser Gemeinde arbeiteten früher hauptsächlich Immigranten aus anderen Regionen Italiens, wie aus dem Piemont, Venetien oder der Emilia-Romagna, oder auch aus Jugoslawien. Sie waren vornehmlich in der Holzindustrie tätig als Holzfäller, im Sägewerk, als Viehhüter und in anderen Sparten. Abends saßen sie zumeist zusammen und sangen Lieder aus ihrer Heimat. Als das Unwetter kam, mussten alle fliehen. Alvaro als Ort existiert nicht mehr. Es wurde dem durch das Ereignis ausgelöscht.
4. September 1948 – Flut im südlichen Piemont
Am Samstag, den 4. September 1948, wurden die Gebiete der Provinzen Asti und Alba, Monferrato und der Langhe von Überschwemmungen heimgesucht. Der Fluss Tanaro und die Bäche Borbore, Tinella, Belbo, Cherasca, Triversa und Talloria schwollen an, überstiegen ihre Ufer und brachten 16 Menschen den Tod. Durch weitere massive Regenfälle zwischen dem 12. und 14. September wurden die Überschwemmungen weiter ausgedehnt und heftiger. Daraufhin stieg die Todeszahl auf 49 Personen und 400 Geflüchteten.
13. August 1935 – Dammbruch bei Molare
Das Desaster von Molare oder auch Katastrophe von Ortiglieto genannt, wurde bekannt durch seinen Dammbruch des künstlich angestauten Sees in der Provinz Alessandria. Der See umfasste damals eine Länge von 5 km und eine Breite von 400 m. Durch einen Staumauerbruch ergoss sich der See in die Umgebung von Molare und Rossiglione, was zu 111 Toten führte. Einige der Toten fand man erst Jahre später. Der See, der bereits eine Hauptstaumauer besaß, wurde 1916 mit einer 35 m hohen zweiten Staumauer Bric-Zerbino geschlossen. Der Sommer 1935 war sehr trocken gewesen, weshalb man den See zur Sicherheit nicht entleerte. Allerdings brach bei Morgendämmerung des 13. August plötzlich ein Wolkenbruch herein, was Unmengen an Niederschlag brachte und den See randvoll laufen ließ. Die Hauptstaumauer, die eigentlich bereits porös war und wo Techniker glaubten, sie halte nicht stand, blieb unversehrt und hielt den imensen Wasserdruck aus. Die neu konstruierte Nebenstaumauer brach jedoch. Es ergoss sich eine 20 m hohe und 2 km breite Flutwelle aus Schamm und Wasser ins Tal.
01.12.1923 – Desaster von Gleno
Das Desaster von Gleno am 01. Dezember 1923 hinterließ offiziell 356 Tote, was jedoch bis heute ungewiss ist. Am besagten Tag um 7:15 Uhr am Morgen brach der neu errichtete Staudamm von Gleno im val di Scalve in den Alpi Orobie, nachdem der Stausee durch starken Regen am 22. Oktober 1923 das erste Mal anschwoll. Zwischen Oktober und November konnte man an der Staumauer Wasserverluste feststellen, was auf die Brüchigkeit hinwies. Am 01. Dezember geschah dann das Unglück – die Staumauer brach. Sechs Millionen Kubikmeter Wasser und Schlamm ergossen sich von 1.500 m Höhe ins Tal Richtung Iseosee (lago d’Iseo). Das erste Dorf war Bueggio, was regelrecht überrollt wurde. Die Wassermassen schoben eine gigenatische Luftverdrängung vor sich, welche schon alle Brücken zum Einsturz brachte, wie die ponte Formello und auch das Santuario della Madonnina di Colere. Auch die nachfolgende Ortschaft Dezzo wurde komplett zerstört. Angolo kam kam wie ein Wunder davon, die nächste Ortschaft Mazzuno hingegen wurde ihrem Friedhof und dem Elektrizitätswerk beraubt. Die Flutwelle raste weiter und traf auf Gorzone, Boario und Corna di Darfo und erreichte etwa 45 Minuten später nach dem Dammbruch den Iseosee. Auf ihrem Weg dorthin tötete sie 356 Menschen.