Wasserfälle (cascate) sind in Italien reich vertreten. Besonders viele Wasserfälle gibt es in Umbrien, im Gran Paradiso, im Bergamasker Land und im Aostatal. Jedes Mal wenn ich einen Wasserfall betrachte, erschleicht mich ein Gefühl von Ehrfurcht und Respekt, aber auch von Frieden und Glückseligkeit. Nachfolgend habe ich einige der schönsten und spektakulärsten Wasserfälle in Italien zusammengestellt.
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Der Toce-Wasserfall im Piemont
La cascata del Toce ist mit 143 Metern Höhe der gewaltigste Wasserfall der italienischen Alpen. Er wird durch den Fluss Toce gebildet, der mit einer Länge von 83 km am San-Giacomo-Pass (2313 m ü. d. M.) entspringt. Er fließt durch das Val Toggia, das Val Formazza und das Valle d’Antigorio hinunter nach Domodossola, wo er in den Lago Maggiore mündet. Nördlich von Formazza bildet der Toce jedoch den 143 m hohen Wasserfall, der als Frua bekannt ist. Man erreicht den Wasserfall sehr bequem auf der SS659 und kann diesen dank einer eigens gebauten Holzbrücke, die über den Wasserfall ragt, bestaunen. Allerdings ist der Toce-Wasserfall nicht ganzjährig in seiner Kraft zu sehen, denn das Wasser wird in einem Becken flussaufwärts gesammelt und gelangt anschließend über einen Tunnel in ein Kraftwerk, wo es zur Stromerzeugung genutzt wird. Oberhalb des Wasserfalls steht das Hotel des berühmten Architekten Piero Portaluppi, das 1923 im Deco-Stil entworfen wurde.
Die Acquafraggia-Wasserfälle
In der Lombardei finden sich Acquafraggia-Wasserfälle (Cascate dell’Acquafraggia), die zum Naturdenkmal erklärt wurden, denn sie haben nicht nur einen landschaftlichen, sondern auch einen geologischen Wert. Die Bezeichnung Acquafraggia leitet sich aus dem lateinischen „acqua fracta“ ab, was so viel wie „gebrochenes Wasser“ bedeutet, denn der Wasserfall entspringt in 3.050 m Höhe, von wo er aus in Richtung Tal hinabstürzt. Dabei muss er zwei Hängetäler mit verschiedenen Sprüngen durchqueren. Ein schöner Wanderweg führt durch eine Felsenlandschaft mit Ginster und Kastanienbäumen hinauf zum Wasserfall. Der Acquafraggia-Wasserfall ist einer der schönsten Wasserfälle in Italien.
Die Marmore-Wasserfälle in Umbrien
Die Marmore-Wasserfälle (Cascata delle Marmore) in Umbrien sind mit 165 m Höhe vielleicht die am höchsten und beeindruckendsten Wasserfälle in Italien, die im Valnerina-Tal liegen. Sie gehören zum Weltkulturerbe und wurden auf Veranlassung des römischen Konsuls Manio Curio Dentato geschaffen.
Über drei Sprünge tost der Wasserfall hinunter, der sich am Ende in eine schaumige weiße Wolke hüllt. Um ihn zu besichtigen, sind unbedingt die Öffnungszeiten zu beachten, denn der Wasserfall ist nicht immer mit seiner maximalen Durchflussmenge zu sehen, denn er wird für ein System von Wasserkraftwerken genutzt. Ein schöner Wanderweg führt hinauf zum Wasserfall. Wer schlecht zu Fuß ist, kann auch gegen ein kleines Entgelt einen Shuttle-Service nutzen. Mit etwas Glück kann sogar der beeindruckende Regenbogen bewundert werden, der sich nur an sonnigen Tagen bildet, nämlich dann, wenn das Wasser des Velino-Flusses vollständig abfließt.
Wasserfälle Stroppia im Piemont
Die Cascate di Stroppia in Acceglio im Val Maira gelten mit ihren 500 m als die höchsten Wasserfälle in Italien, die sich aus dem darüber liegenden Niera-See (Lago Niera) über eine Reihe beeindruckender Wasserfälle nach unten ergießen. Besonders Mitte Juni bis Anfang Juli sind die Wasserfälle ein grandioses Naturschauspiel, wenn das Schmelzwasser die Wasserfälle üppig auffüllt.
Mit ein wenig Glück kann man dort und auch im südlicher gelegenen Argentera-Tal eine der beiden seltensten Pflanzen der Welt finden: die Saxifraga florulenta. Diese Schönheit einer Steinbrech-Art ist ausschließlich in den westlichen Alpen im Nationalpark Mercantour auf französischer Seite und im Parco Naturale delle Alpi Marittime auf italienischer Seite beheimatet. Saxifraga florulenta hat sich den wohl ungewöhnlichsten Standort ausgesucht – nämlich an Steilwänden, die für den Menschen quasi unerreichbar sind. Auf italienischer Seite wächst die Pflanze an den Hängen des Monte Argentera in rund 3.200 m Höhe. So ungewöhnlich ihr Standort ist, so ungewöhnlich ist auch ihr Lebenszyklus. Erst nach etwa 30 Jahren blüht die Pflanze nur ein einziges Mal und stirbt danach ab. Bisher sind nur wenige Exemplare gesichtet worden. Allesamt an unzugänglichen Stellen an Steilhängen.
Cascate de Lu Cugnuntu in Umbrien
Kurz vor dem Dorf Belforte in der Provinz Perugia in Umbrien biegt man von der SS209 nach San Lazzaro ab und folgt dieser Straße rund 700 m bis zu den Schildern, die die Wasserfälle Lu Cugnuntu und den Benediktinerpfad 505 ankündigen. Der Wasserfall befindet sich in einer Schlucht, die rund 1 km lang entlang des Baches auf der Piste gefolgt werden muss (Tal Valloncello), um den 20 m hohen Wasserfall bewundern zu können. Oft fällt ie Piste mit dem Bach zusammen, weshalb es notwendig ist, wasserdichte Schuhe zu tragen. Zum Schluss wird das Tal immer enger, die Kalksteinwände der Scaglia Rossa-Formation immer senkrechter, bis man den Wasserfall erreicht, der senkrecht in die 3 m breite Schlucht fällt. Oben verengt sich die Schlucht so sehr, dass nur noch ein kleiner Spalt vom Himmel zu sehen ist. Das Tragen eines Helmes ist in der Schlucht empfehlenswert, da es doch ab und an zu Steinschlag kommt. Interessant sind auch die geologischen Formationen, die im Laufe von Jahrtausenden entstanden sind. Schön zu beobachten sind die Schichten des Gesteins, die sich im Winkel von 70 ° stark neigen und kleinere Falten aufweisen, die mit der tektonischen Kompressionsphase zusammenhängen.
Wasserfälle von Riva im Trentino
Die Wasserfälle von Riva (Cascate del Varone) sind ein imposantes mehrstufiges Naturschauspiel, die nahe der Ortschaft Tenno, etwa 3 km von Riva del Garda im Trentino bestaunt werden können. Insgesamt bestehen sie aus drei Wasserfällen, von denen der größte Wasserfall von einem senkrechten Felsen 42 Meter in die Tiefe stürzt. Am besten eignet sich ein Besuch im Sommer, denn dann erreichen die Wassermassen aufgrund des Tauwetters des Vedrette di Ries-Gletschers ihre größte Kraft. Um den Wasserfall zu erreichen, ist es notwendig, über einen schmalen Pfad zu gehen, der schließlich zu einer beeindruckenden Hängebrücke über den Abgrund führt. Im Sommer sind die tosenden Wasserfälle mit Wasser gefüllt, im Winter dagegen sind sie in glitzerndes Eis verwandelt.
Der Wasserfall von Marmarico in Kalabrien
Im Regionalpark Serre in Kalabrien, genauer gesagt im Gebiet von Bivongi liegt der Wasserfall Marmarico, der durch den Fluss Stilaro geschaffen wird. Die Bezeichnung Marmarico leitet sich vom kalabrischen Wort „marmaricu“ ab, was so viel wie langsam oder schwer bedeutet. Insgesamt misst der Wasserfall 114 Meter, der sich über den nackten Felsen ergießt. Wer Lust auf eine Wanderung verspürt, kann den rund 100 km langen Wanderweg „Sentiero del Brigante“ nutzen, der durch den Aspromonte-Park führt. Allerdings sollte man dabei beachten, dass es auf vielen Kilometern keine Verpflegungsmöglichkeiten geben kann. Zudem sollte der Weg am besten nicht im Dunkeln gegangen werden.
Der Wasserfall Grande del Liri im Latium
Auf der Isola del Liri, eine städtische Insel in Ciociaria in der Provinz Frosinone im Latium, begegnet man einen anmutigen Wasserfall, der sich perfekt in das Bild der Stadt einfügt. Er liegt neben des Schlosses Boncompagni-Viscogliosi und stürzt rund 30 m in die Tiefe. Er wird vom Fluss Liri gebildet und bietet dem Besucher ein malerisches Wasserspektakel. Ein ähnliches Beispiel ist der Wasserfall in der alten Stadt Nepi in der Provinz Viterbo, der sogenannte Cascata dei Cavaterra.
Der Wasserfall Innigati in Umbrien
In Umbrien befindet sich in der Provinz Perugia nahe des Ortes Colle Umberto der Wasserfall Innigati. Ein zweiter Wasserfall, der Sambro befindet sich nur wenige Minuten davon entfernt. Um den Innigati-Wasserfall zu besuchen, muss man von Perugia aus in Richtung San Marco fahren und dann nach Colle Umberto. Kurz vor dem Ort Colle Umberto muss links Richtung Kardinalsvilla abgebogen werden, um anschließend einen Steinbruch zu erreichen. Kurz vor dem Eingang des Steinbruchs befindet sich ein Parkplatz. Von dort aus beginnt auf der rechten Seite ein kleiner, an einem Baum markierter Weg, der steil bergab zu den Wasserfällen führt. Allerdings sollte unbedingt auf rutschfeste Schuhe geachtet werden, da die Piste wirklich recht steil ist. Zudem ist es ratsam, nicht in den Sommermonaten anzureisen, denn dann kann es sein, dass der Wasserfall kein Wasser führt.
Wasserfall von Capo Nieddu auf Sardinien
Einer der schönsten Wasserfälle in Italien ist der Capo Nieddu (Istrampu de Capu Nieddu), der sich an der Westküste von Cuglieri in der Provinz Oristano auf Sardinien befindet. Um ihn zu bewundern, muss der Rio Salighes seine maximale Wassermenge erreicht haben. Empfehlenswert ist also ein Besuch im Winter. Die Küste, an der der Wasserfall in die Tiefe tost, erinnert stark an die Steilküsten Islands. Zu beachten ist, dass der Wasserfall schwer zugänglich ist, denn der einzige Weg, der dort über Land hinführt, ist über ein Privatgrundstück. Freundliches Fragen kostet also nichts.
Molina-Wasserfälle in Venetien
Nur wenige Kilometer von Verona in Venetien entfernt liegt der Park der Molina-Wasserfälle (Cascate di Molina). Er ist eine malerische Oase aus Felsen, viel Wasser aus den immer wiederkehrenden Quellen nördlich des Dorfes Molina und üppiger Vegetation. Die Attraktion des Parks ist der Wasserfall, der gut mit dem Auto erreicht werden kann. Allerdings sollte bei einem Besuch auch auf die große Vielfalt an Landschaften wie Felsen, Schluchten, e blumenübersäte Wiesen und jahrhundertealte Wälder geachtet werden. Von großem historischen und geologischen Wert ist die Grotta di Fumane, die erst vom Neandertaler und später vom aurignacischen Homo sapiens bewohnt wurde.
Le Tre Cascate in Umbrien
Die drei Wasserfälle (Le Tre Cascate) befinden sich in der Provinz Perugia in Umbrien, genauer gesagt am Wildbach nördlich von Lama di San Giustino und bilden einen sehr eindrucksvollen Ort inmitten der Natur. Die Wasserfälle sind leicht von der Asphaltstraße aus zu erreichen, die nach Valdimonte hinaufführt. Um dort hinzugelangen, muss ein Pfad bergab gefolgt werden, der sich durch Büsche und Bäume hinab zum Wasserfall schlängelt und dort auch endet. Die drei Wasserfälle reihen sich in nur wenigen Metern aneinander, wobei der dritte, der auch gleichzeitig der höchste ist, gerne zum Baden genutzt wird.
Dardagna-Wasserfälle der Emilia-Romagna
Eine der schönsten Wasserfälle in Italien sind die Dardagna-Wasserfälle (Cascate del Dardagna), die sich in sieben Sprüngen im toskanisch-emilianischen Apennin, am Corno alle Scale hinab ergießen. Auf dem „Weg der sieben Wasserfälle“, der vom Santuario della Madonna dell’Acero beginnt und bis zu den Wasserfällen führt, können diese in rund 45 Minuten zu Fuß zum Teil durch schöne Kiefernwälder erreicht werden.
Der Gravina-Wasserfall in Apulien
In der Provinz Tarent (Taranto) kann man in Grottaglie inmitten des Nichts den Wasserfall Cascata della Gravina di Riggio bewundern, einer der lieblicheren Wasserfälle in Italien, die sich nur während der Regenzeit dem Besucher zeigen. Um den Wasserfall zu besuchen, muss also erstens auf Regen gewartet werden und zweitens durch die duftende mediterrane Macchia gewandert werden. Die etliche Stunden andauernde Naturwanderung führt entlang jahrhundertealter Olivenbäume, um schließlich den Grund der Schlucht zu erreichen. Die Schlucht stellt eine Art Canyon dar, den das Regenwasser im Laufe von Jahrtausenden in den Kalkstein gegraben hat.
Die Wasserfälle von Lillaz im Aostatal
Im Aostatal, das reich an Wasserfällen gesegnet ist, gibt es einen der schönsten Wasserfälle in Italien zu sehen. Die Wasserfälle von Lillaz befinden sich in der Provinz Aosta, in Cogne im Grand Paradiso. Etwa 10 Minuten dauert der Fußweg vom Dorf Lillaz zum Wasserfall, der aus drei Etagen besteht und insgesamt fast 150 m misst. Besonders schön ist ein Picknick nahe des Wasserfalls, bei dem die Schönheit der Berge genossen werden kann.
Der Catafurco-Wasserfall auf Sizilien
Im Herzen des üppigen Nebrodi-Parks in der Nähe von Galati Mamertino auf Sizilien befindet sich der Catafurco-Wasserfall, dessen kühles und klares Wasser an den Felswänden einer natürlichen Höhle rund 30 m hinabfließt. Unten angekommen bildet er ein kristallklares Becken. Oben wird der Wasserfall vom Wildbach San Basilio gebildet.
Die Wasserfälle von Mulino in der Toskana
Die malerischen Wasserfälle Mulino in Saturnia (Cascate del Mulino) in der Toskana mit ihren konstanten 37,5 °C werden von Reisenden oft fotografiert, gehören sie doch zu den bekanntesten Wasserfällen Italiens. Die Einheimischen nennen sie liebevoll „Cascatelle“, die mit ihrem Thermalplankton und dem schwefelhaltigem Thermalwasser, das vom Gorello-Thermalfluss erzeugt wird, sehr beliebt sind.
Der Wasserfall Sasso in den Marken
Der Wasserfall Cascata del Sasso, der auch als Balza del Metauro bekannt ist, gehört mit seinem 60 m Höhesprung zu den schönsten Wasserfällen in Italien. Er befindet sich im grünen Metauro-Tal, genauer gesagt in der Gemeinde Sant’Angelo in Vado in den Marken und kann sehr gut auch zu Fuß erreicht werden. Um ihn herum befinden sich viele Pappeln und Weiden, Frösche, Flusskrebse und Mollusken.
Die Rio Verde Wasserfälle in den Abruzzen
Die 200 m hohen Wasserfälle des Rio Verde (Cascate del Verde), die sich auf drei Sprüngen nach unten ergießen, befinden sich im Naturschutzgebiet der Gemeinde Borrello in der Provinz Chieti in den Abruzzen und stellen ein Paradies für Wanderer und auch Botaniker dar, denn in der Nähe der Wasserfälle wurden zwei der seltensten Flechten Italiens gefunden: die „Physconia servitii“ und die „Parmotreme reticultatum“.
Der Wasserfall von Sagliano-Micca
Klein, aber fein heißt hier das Motto. Der Wasserfall, der aus dem Fluss Morezza gebildet wird, ergießt sich in Sagliano-Micca im Biellese im Piemont an der Chiesetta della Trinitá, dem Kirchlein unterhalb des Dorfes, in die Tiefe. Einzigartig ist, dass der Fluss Morezza genau an diesem Punkt, wo das achteckige Kirchlein steht, mit dem Fluss Cervo zusammenfließt. An der Chiesetta, die leider immer verschlossen ist und schöne Fresken enthält, steht eine Holzbank, an der es sich wunderbar ausruhen und entspannen lässt. Am Abend im Sommer sind dort jedoch jede Menge Mücken.
Die Wasserfälle Ferce in Umbrien
Die Wasserfälle Ferce (Cascate Le Ferce), die sich in der Gemeinde Norcera an der Grenze zwischen den Marken und Umbrien befinden, werden vom Bach Topino kreiert, die sich in vier Stufen hinab ergießen. Sie können leicht durch einen kleinen Fußmarsch auf einer Piste erreicht werden, die ab der ehemaligen Hauptstraße von Septempedana beginnt.